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Batterie voll - Gletscher weg

01.03.2005 / Beatrix Mühlethaler
Es wird wärmer, die Gletscher schmelzen schneller und die Wasserkraftwerke im Gebirge produzieren mehr Strom. Die Klimaerwärmung bringt jedoch auch im Hinblick auf die Energiegewinnung mit Wasserkraft nur vordergründig Vorteile, dafür aber viele Probleme.
Einen Vorgeschmack auf die Wechselwirkung von Klimawandel, Gletscherschmelze und Wasserkraftnutzung lieferte der Hitzesommer 2003. In den Alpen schmolzen die Gletscher und es floss viel Gletscherwasser über die Turbinen der alpinen Kraftwerke, während im übrigen Europa der Strom knapp wurde. Die Betreiber der Wasserkraftwerke konnten ihren Strom auf dem Markt zu Rekordpreisen verkaufen. In trockenen Sommern ist die Klimaerwärmung für die Besitzer der Wasserkraftwerke also Gold wert - aber nur kurzfristig. Denn wenn der letzte Rest Eis in den Bergen geschmolzen ist, dann ist es auch mit der Energiegewinnung aus Gletscherwasser vorbei.
Während Erdöl und Kohle dem Klima weiter einheizen, produzieren Wasserkraftwerke mit Bergwasser Energie aber kein CO2 und sind damit klimaneutral. Energie aus Gletscherwasser ist allerdings auch unberechenbar und richtet sich weder nach dem Strombedarf noch nach Marktpreisen. Die Betreiber der Wasserkraftwerke mit Stauseen sind hier im Vorteil, denn sie können die Schleusen öffnen und Strom produzieren, wenn die Marktpreise steigen. Können Stauseen die Gletscher damit profitabel ersetzen? Nicht unbedingt, denn die Klimaerwärmung taut auch den Permafrost auf und intensiviert den Wasserkreislauf. Stauseen sind in der Folge stärker von Unwettern, Erosion und Verlandung bedroht. Gleichzeitig müssen sie immer häufiger Hochwasser abfangen und tiefer gelegene Täler schützen, was ihre profitable Nutzung erschwert.
Der Klimawandel verändert auch das saisonale Wasseraufkommen. Ob das für die Erträge der Kraftwerkbetreiber gut ist oder schlecht, ist unabsehbar. Gewiss ist eines: Der Klimawandel hat Folgen - schwer zu kalkulierende für die Wasserkraftnutzung, negative für die Menschheit. Das relativiert die Freude über die Gewinne, die der heisse Sommer 2003 den Eigentümern der Wasserkraftwerke aus schmelzenden Gletschern bescherte.

Beatrix Mühlethaler
Infos zu Klimawandel und Wasserkraft:
www.proclim.ch/Events/Climatetalks03/Tagung