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Luftverschmutzung durch den Alpenverkehr

30.04.2000 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Resultate von Messungen der Luftqualität sind oft interpretationsbedürftig und führen bisweilen zu seltsamen Schlussfolgerungen: die derzeit in Chamonix und im Maurienne-Tal verfügbaren Zahlen zeigen, dass die Abwesenheit der LKWs im Tal von Chamonix seit dem Unfall im Mont Blanc-Tunnel keine positiven Auswirkungen auf die Luftqualität hat und die Durchfahrt der doppelten Menge LKWs in der Maurienne keine negativen. Diese Messungen entsprechen hohen technischen Standards. Sie können jedoch nur dann richtig interpretiert werden, wenn sie an geeigneten Standorten durchgeführt und mit weiteren Einflussgrössen wie den lokalen Wetterverhältnissen in Beziehung gesetzt werden.
In der Schweiz wurde letztes Jahr in der gleichen Situation das Gegenteil beobachtet: Während der lawinenbedingten Schliessung der Gotthard-Autobahn vom 18. bis 26. Februar wurde der Nord-Süd-Verkehr über die San Bernadino-Achse umgeleitet. Auf der Gotthard-Achse ging die Stickoxid-Konzentration (NOx) in unmittelbarer Strassennähe um die Hälfte zurück. In entfernteren Bereichen wurde ein genereller Rückgang der Konzentrationen von einem Viertel gemessen. Im Gegensatz dazu wurden auf der San Bernadino-Achse wesentlich höhere Werte als im Normalfall gemessen: die Stickstoffwerte hatten sich praktisch verdoppelt.
Am ITE- Treffen (Europäische Verkehrsinitiative) in Chamonix Anfang März forderten die Organisationen von der französischen Umweltministerin Voynet die Einführung von Verkehrsbeobachtungswarten in den Berggebieten, analog den Beobachtungsposten, die nach dem Tankerunglück der "Erika" für die Schiffahrt eingeführt werden. Die Schaffung dieser Verkehrsbeobachtungswarten würde eine Effektivitätskontrolle von ergriffenen Massnahmen erlauben und der Information der Bevölkerung dienen. Im Rahmen der Alpenkonvention sollte ein solches System längst für den gesamten Alpenraum bestehen.

Quelle: CIPRA Info 56, www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/883