CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

Medienmitteilung

Mauer blockiert Zürcher Altstadt: Protest gegen Zerstückelung der Lebensräume in den Alpen

08.11.2010
Stopp, hier geht es nicht weiter! Eine riesige Mauer versperrt heute am Hirschenplatz in Zürich den Passanten den Durchgang. Denn genauso ergeht es Tieren jeden Tag: Strassen oder Siedlungen zerschneiden zunehmend ihre Wanderwege. Mit der Aktion „The Wall“ demonstriert die Initiative Ökologisches Kontinuum (WWF, CIPRA, ALPARC und ISCAR), wie wichtig verbundene Lebensräume für das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten sind – und das gleichzeitig in Wien, Mailand, München, Lyon, Ljubljana und Zürich.

Der Lachs ist ein prominentes Opfer der künstlichen Barrieren im Schweizer Alpenraum: In der Aare schwammen die Fische früher bis ins Berner Oberland. Seit den 1950er Jahren ist der Lachs in der Schweiz ausgestorben. Zahlreiche Hindernisse wie Kraftwerke oder Schwellen blockieren den Wanderweg der Fische zu ihren früheren Laichgründen. „Wenn der natürliche Lebensraum zerschnitten wird, können die Tiere sich auch nicht mehr frei fortpflanzen“, sagt Kurt Eichenberger, Verantwortlicher Biodiversität beim WWF. „Dies kann zur genetischen Verarmung und sogar zum Aussterben einzelner Arten führen.“
Der Lachs ist kein Einzelfall. Die Landschaft im Alpenraum steht generell unter einem hohen Nutzungsdruck, insbesondere in den dicht besiedelten Talräumen: Strassen, Städte, Dörfer, Kraftwerke und intensiv genutzte Felder unterbrechen die Wege der Tiere, halten sie von wichtigen Nahrungsoder Rastplätzen fern. Zwar gibt es bereits verschiedene Bemühungen zur Vernetzung von Lebensräumen – aber diese müssen intensiviert und in eine alpenweite Strategie eingebettet werden. Denn die Natur macht vor Landesgrenzen nicht halt und kann nur gemeinsam geschützt werden. Die Partner der „Initiative Ökologisches Kontinuum“ setzen sich dafür ein. Sie fordern, dass die Bewegungsbedürfnisse von Wildtieren bei allen zukünftigen Planungsentscheidungen berücksichtigen werden, auf lokaler, nationaler wie auch auf internationaler Ebene.

Info-Stopp an der Mauer
Um gegen die Zerschneidung der Lebensräume zu protestieren, errichtet die „Initiative Ökologisches Kontinuum“ heute (20. Oktober) auf dem belebten Hirschenplatz in Zürich eine künstliche Mauer. So wie die Passanten plötzlich vor einem unerwarteten Hindernis stehen, ergeht es Tieren und Pflanzen täglich durch menschliche Aktivitäten. Andreas Götz von der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA sagt: „In unseren Nachbarländern ist die Problematik ähnlich. Diese Verbundenheit zeigen wir dadurch, dass wir die Mauer auch in Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich aufstellen.“ Die Mauer ist den ganzen Tag begehbar und mit erklärenden Texten versehen. Experten stehen interessierten Passanten Rede und Antwort.

Löcher weisen auf Lösungen hin
Löcher in der 13 Meter langen Mauer weisen darauf hin, dass es im Alpenraum einige vielversprechende Projekte gibt: Im Kanton Graubünden profitierte etwa die Seeforelle im Alpenrhein nachweislich vom Bau einer Fischtreppe beim Kraftwerk Reichenau. Aber Fischtreppen alleine reichen nicht: Damit die Vernetzung ihren gewünschten Effekt erzielt, müssen zusätzlich Verbauungen entfernt, natürliche Lebensräume gesichert und Fliessgewässer renaturiert werden. Genau diesen Weg verfolgt der WWF gemeinsam mit der IRKA (Internationale Regierungskommission Alpenrhein) am Alpenrhein. Damit auch der Lachs in der Schweiz wieder heimisch wird, initiierte der WWF das Projekt Lachs COMEBACK. Insgesamt sind solche Projekte noch zu spärlich gesät. „Es gibt immer noch zu viele Barrieren im Alpenraum“, sagt Kurt Eichenberger vom WWF.

Die Medienmitteilungen aus Deutschland, Österreich und den anderen Alpenländern, weitere Informationen über die Aktion The Wall inklusive druckfähige Bilder, Video-Interviews und erfolgreiche Umsetzungsbeispiele finden Sie unter www.alpine-ecological-network.org sowie www.wwf.ch/fotos (Bilder).