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Medienmitteilung

«Man muss Veränderung üben»

30.09.2015 / CIPRA International
Freiwillig oder mit Zwang? Diese Frage wurde an der CIPRA-Jahresfachtagung am 25./26. September 2015 in Liechtenstein kontrovers diskutiert. Klar ist: Für eine Veränderung hin zu einem umweltfreundlichen Lebensstil braucht es den Willen jedes Einzelnen und die Unterstützung der Politik.
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In den letzten Jahrzehnten haben die materialistischen Werte an Bedeutung gewonnen – und damit auch der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung. Annette Jenny macht dafür gesellschaftliche, kulturelle, soziale und individuelle Treiber aus. «Schnelle Autos, Kleidermode… es ist auch ein Mittel, um Zugehörigkeit zu schaffen», erklärte die Schweizer Umweltpsychologin und Senior Projektleiterin bei econcept an der Jahresfachtagung der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA im liechtensteinischen Ruggell.

Mit «Handle für den Wandel! Damit es nicht bei Absichtserklärungen bleibt» legte die CIPRA am 25. und 26. September 2015 einen besonderen Fokus auf umweltfreundliches Verhalten und die Frage, wie man als Individuum und Gesellschaft darauf hinwirken kann. «Mutig ist sie, die CIPRA», kommentierte Helmuth Kindle, Leiter des örtlichen Amts für Umwelt. «Es gibt nichts Schwierigeres, als das Verhalten zu ändern.»

Wollen – können – tun

Was bringt mir eine Veränderung? Diese Frage steht vor jeder allfälligen Handlung. Neben egoistischen Motiven spielen auch soziale und moralische Motive mit. So fragt man sich: Wie reagieren die anderen? Bringt mein Beitrag etwas? Doch der gute Wille alleine, ist er einmal gefasst, reicht nicht. «Wir sind alle inkonsistent», so Jenny. Nur etwa 15 Prozent der Menschen setzen um, was sie sich vornehmen. Hier kommt die Politik ins Spiel. «Es braucht Rahmenbedingungen, die umweltfreundliches Verhalten begünstigen und Hürden aus dem Weg räumen.» Wichtig sei auch die Erkenntnis, dass der eigene Beitrag etwas bewirke. «Die Menschen sollen sich Teil eines grossen Ganzen fühlen.»

Sehnsucht nach einem einfachen Leben

Immer mehr Menschen suchen ihr Glück in einem einfacheren Leben – nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus persönlichen, ethischen oder spirituellen Gründen. Finden sie ihr Glück? Die Forscherin hat verschiedene Studien konsultiert. Die meisten Menschen beginnen damit, weniger zu arbeiten, weniger zu konsumieren und benötigte Güter zu tauschen oder auszuleihen. Sie haben weniger Stress, mehr Zeit und bessere soziale Beziehungen. Sie sind stolz, fühlen sich autonom und kompetent. Negativ zu Buche fallen kritische Rückmeldungen von Bekannten, Schuldgefühle gegenüber den Kindern oder Gefühle der Isolation.

Alpenländer verbrauchen mehr als ihnen zusteht

Während Jenny betonte, dass Verhaltensänderungen auf freiwilliger Basis geschehen müssen, vertrat Karmen Mentil von der österreichischen Gemeinde Werfenweng an der Tagung die Ansicht, die politischen Leitplanken so zu setzen, dass die Menschen zu umweltfreundlichem Verhalten gezwungen werden. So oder so: Sein eigenes Verhalten zu ändern und auf eine Veränderung der Gesellschaft hinzuwirken, braucht Ausdauer. «Man muss das üben», so Jenny.

Zwei bis drei Tonnen CO2-Äquivalent dürfte jeder Mensch pro Jahr verbrauchen, um das Weltklima im Gleichgewicht zu halten. In den Alpenländern verbrauchen die Menschen das Zwei- bis Dreifache. Konzepte wie der Ökologische Fussabdruck oder die 2000-Watt-Gesellschaft veranschaulichen den eigenen Verbrauch. Der Nachteil: Sie sind auf einen langen Zeithorizont ausgelegt. «Man hat den Eindruck: Das schaffen wir nicht», sagte Jenny.

Ein guter Tag hat 100 Punkte

Wie man seinen Verbrauch in kleinen Schritten reduzieren kann, zeigten Jugendliche des CIPRA-Projekts «Youth Alpine Express» den Tagungsteilnehmenden in Ruggell auf. «Ich möchte, dass der Alpenraum so erhalten bleibt, auch für die nächsten Generationen», erklärte Lisa Maria Marchl ihre Beweggründe fürs Mitmachen. 23 Jugendliche aus allen Alpenländern reisen bewusst und klimafreundlich an vier Veranstaltungen in den Alpen, so auch nach Ruggell. Sie bilanzieren ihren CO2-Verbrauch nicht auf das Jahr, sondern auf den einzelnen Tag. Für jede Tätigkeit – essen, reisen, duschen – und für jedes Produkt – Apfel, Kaffee, Computerspiel am Handy – verbrauchen sie Punkte. Ziel ist, zusammen nicht mehr als 100 Punkte pro Tag und Person zu verbrauchen. Deshalb ist die Studentin aus Oberbayern mit dem Zug angereist und hat ihre Reise auf zwei Tage aufgeteilt.

Unterstützt wird «Youth Alpine Express» durch das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie das EU-Programm Erasmus+. « Es ist wichtig, dass die politischen und wirtschaftlichen VertreterInnen den aktuellen Veränderungen offen begegnen, damit sich solche Vorreiterinitiativen verbreiten können», hob Claire Simon, Geschäftsführerin von CIPRA International, lobend hervor.

 

Rückfragen bitte an:

Claire Simon, Geschäftsführerin CIPRA International, +423 237 53 53;

Barbara Wülser, Kommunikationsverantwortliche CIPRA International, +423 237 53 11;

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Medienmitteilung, 30.09.2015 Medienmitteilung, 30.09.2015
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Youth Alpine Express

Wie man seinen Verbrauch in kleinen Schritten reduzieren kann, zeigten Jugendliche des CIPRA-Projekts «Youth Alpine Express» den Tagungsteilnehmenden in Ruggell auf. Sie bilanzieren ihren CO2-Verbrauch nicht auf das Jahr, sondern auf den einzelnen Tag. Ziel ist, zusammen nicht mehr als 100 Punkte pro Tag und Person zu verbrauchen. Mehr zum Projekt Youth Alpine Express.