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Good Practice

Gemüse macht Politik

01.03.2019
Warum gemeinsames Kochen nicht nur gesellig, sondern auch politisch sein kann.
Bild Legende:
© Sacha Schlegel

Man nehme kiloweise Gemüse, viele helfende Hände, übergrosse Töpfe, jede Menge freiwilliges Engagement und eine grosse Portion Herzblut. Das sind die Zutaten, die das «KochKollektiv» aus Liechtenstein so erfolgreich machen.

Die Geburtsstunde für diese Mitmachküche war das MorgenLand-Festival in Liechtenstein, ein Fest, bei dem es um eine «enkeltaugliche» Zukunft ging. Die Festival-Caterer setzten allen guten Ratschlägen zum Trotz Lachsbrötchen und Kaviar auf den Speiseplan. Eine Gruppe engagierter Leute wollte das nicht einfach so hinnehmen und erwähnte in einem Blogbeitrag den niederländischen Friedensaktivisten und bio-veganen Koch Wam Kat. Und tatsächlich habe Wam Kat dann einen Kommentar zu ihrem Blogeintrag hinterlassen, erzählt Sacha Schlegel, einer der Mitbegründer des KochKollektivs: «Ah ja, Liechtenstein, das kenne er. Da sei er mal daran vorbeigefahren.» Somit war klar, wer beim Festival kochen würde. Drei Monate später organisierte die motivierte Gruppe ihren ersten Gaskocher und einen Kochtopf.

Seitdem verköstigt das KochKollektiv gemeinsam mit weiteren Freiwilligen die Teilnehmenden politischer Demos, von CIPRA-Workshops oder ähnlicher Veranstaltungen. Es war unter anderem schon beim «March Against Monsanto» in Bregenz/A dabei, bei der Klimakonferenz «COP 21» in Paris/F und bei der Demonstration «Wir haben es satt!» in Berlin/D. Meist werden dabei mehr als 100 Kilogramm Gemüse geschält, geschnitten und verkocht. Aus den riesigen Töpfen kommen an einem Tag bis zu 6ʼ000 dampfende Mahlzeiten. Diese werden gegen freiwillige Spenden verteilt. Das Geld reicht in der Regel für die Finanzierung der nächsten Kochaktion. «Essen ist wichtig, es bringt uns zusammen», und irgend jemand müsse ja kochen, erzählt Sacha Schlegel. Gekocht wird aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschliesslich vegan. Um auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, bezieht das KochKollektiv auch Spenden von LandwirtInnen oder Supermärkten.

Ein Sticker mit den Worten «Sytem Change, not Climate change!» prangt auf Sacha Schlegels Agenda. Für die Zukunft wünsche er sich eine Änderung des politischen und wirtschaftlichen Systems, denn sonst kämen Mensch und Natur zu kurz. «Das Verschlimmbessern ist eben auch keine Lösung. Wir brauchen andere Art und Weisen, wie wir Dinge anpacken.»

 

Mehr Informationen: www.kollektiv.kitchen 

abgelegt unter: Soziale Innovation
Steckbrief

Was: Gemeinschaftliches Kochen

Wer: KochKollektiv, Verein Essenziell

Wo: Liechtenstein

Wann: seit 2011, mehrmals jährlich oder häufiger, je nach Bedarf

Wie: Das KochKollektiv ist ein autonomes Projekt des liechtensteinischen Vereins Essenziell. Es handelt sich um eine Mitmachküche, bei der ehrenamtliche Interessierte mit einem kleinen Fixteam bei politischen Veranstaltungen mehrere 100, manchmal bis zu 6ʼ000 vegane Mahlzeiten kochen. Die benötigten Lebensmittel werden angekauft oder stammen aus Spenden von Bauern und Supermärkten, die ihre Überschuss- oder Ausschussware nicht wegwerfen möchten. Für die zubereiteten Mahlzeiten werden freie Spenden entgegen genommen. Mit ihnen finanziert der Verein Treibstoff, Übernachtungskosten und  Lebensmittel  für die nächste Kochaktion. Das KochKollektiv bekochte bereits  Veranstaltungen in Liechtenstein, der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und Rumänien. Die mobile Küche und die Kochutensilien – der grösste Topf fasst 350 Liter für  etwa 1ʼ000 Mahlzeiten – können kostenlos ausgeliehen werden.

Übertragbarkeit: Wastecooking, Food-Waste, Ernährungssouveränitäts-Bewegungen, mobile Küchen und Foodsharing-Plattformen: Immer mehr Vereine und Einzelpersonen engagieren sich in den Alpen für einen bewussteren Umgang mit unserem Essen. So sammelt das Kochkollektiv Liechtenstein Überschuss- und Ausschussware von BiobäuerInnen und Lebensmittelmärkten. Sie retten Essen vor dem Müll, kochen gemeinschaftlich bei Events und engagieren sich auch politisch für Nachhaltigkeitsthemen. Einzelpersonen können freiwillig mithelfen oder eigene Kochkollektive gründen.