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Medienmitteilung

Alpentransit: Ja zur Mauterhöhung - aber mit zusätzlichen Begleitmaßnahmen zur Verkehrsverlagerung

01.09.2022 / CIPRA Österreich, CIPRA Deutschland, CIPRA Italien, CIPRA Südtirol
Bayern, Tirol und Südtirol fordern von der EU-Kommission und den Verkehrsminister:innen von Deutschland, Österreich und Italien die Erhöhung der LKW-Maut für den Brennerkorridor ein. Die internationale Alpenschutzkommission CIPRA unterstützt die Forderung der drei Regionen und schlägt weitere Entlastungsmaßnahmen vor.
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(c) Nigel Tadyanehondo / Unsplash

Die Alpen nehmen eine zentrale Rolle im transeuropäischen Verkehrsnetz ein. Dies führt zu erheblichen Belastungen für die Bevölkerung und Umwelt im Alpenraum. Die CIPRA setzt sich seit Jahrzenten für entsprechende Maßnahmen zur Verminderung dieser Verkehrsbelastungen ein, zum Beispiel mit der Forderung nach einer erhöhten Maut für Alpentransitrouten. „Kilometerlange Staus und die Notwendigkeit einer Blockabfertigung zeigen, dass der alpenquerende Güter- und Personenverkehr auf der Straße an seine Grenzen stößt. Es ist höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung des Straßenverkehrs und zur verstärkten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene umzusetzen und die sensiblen Alpenräume besser zu schützen“, sagt Paul Kuncio, Geschäftsführer von CIPRA Österreich.

Transitbelastung in sensiblen Ökosystemen: Vermeidung und Verlagerung
Zum Schutz der ansässigen Bevölkerung und der besonders sensiblen Ökosysteme im Alpenraum ist die gemeinsame Erhöhung der Maut am Brennerkorridor durch Deutschland, Italien und Österreich ein erster wichtiger Schritt, um die Schiene konkurrenzfähiger zu machen und Umwegverkehr zu vermeiden. Madeleine Rohrer, Geschäftsführerin von CIPRA Südtirol, ist sich jedoch sicher: „Die im Rahmen der Eurovignette Directive (EU-Wegekostenrichtlinie) zulässige Mauterhöhung wird für eine reale Verkehrsentlastung nicht ausreichen. Es muss weniger transportiert und die Bahn besser ausgelastet werden, so wie es das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention verlangt.“ Die Verhandlungen zur Eurovignette Directive haben aber gezeigt, dass die Alpenstaaten keine gemeinsame Verkehrspolitik im Sinne der Alpenkonvention verfolgen. „Selbst bei Erhöhung der Korridormaut für den Brenner, wird aufgrund der immensen Begünstigung für Wasserstoff- und Batterie-LKWs der tatsächliche Lenkungseffekt verloren gehen. Diese LKWs dürfen nahezu kostenlos über den Brenner fahren, sorgen aber für denselben Stau und gesundheitliche Belastung durch Reifenabrieb“, warnt Uwe Roth, Geschäftsführer von CIPRA Deutschland.

"Sicherlich kann ein emissonsarmer/-freier Güter- und Personenverkehr auf der Straße zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Die Überlastung der Alpentransitrouten, sowie die Belastung durch Lärm und Feinstaub bleiben aber bestehen. Dies gilt insbesondere angesichts aktuell anstehender Sanierungsprojekte am Brenner, die den Flaschenhals noch enger werden lassen" ergänzt Francesco Pastorelli, Geschäftsführer von CIPRA Italien.

Begleitende Maßnahmen zur Entlastung
Um eine tatsächliche Entlastung der Bevölkerung und Reduzierung der Umweltbelastungen zu erreichen, braucht es eine substanzielle Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die Schiene. Dazu sind zusätzlich zur Mauterhöhung begleitende Maßnahmen notwendig, sind sich die drei Geschäftsführer:innen einig. Andernfalls ist in den kommenden Jahren eine Abnahme des Alpentransitverkehrs auf der Straße nicht zu erwarten. Daher fordert die CIPRA neben der Mauterhöhung für die Alpentransitrouten:

Vergünstigte Zugtickets für den Alpentransit nach dem Vorbild des 9- Euro-Tickets in Deutschland. Das vergünstigte Bahnangebot sollte zumindest für die Zeit der anstehenden Bauarbeiten gelten, um unzumutbare Verkehrsspitzen an den Transit-Flaschenhälsen zu dämpfen.

Die Herabsetzung oder Aussetzung der Trassengebühren für den Güterverkehr. Dies sorgt für mehr Kostenwahrheit und wurde in Österreich während der Pandemie bereits erfolgreich umgesetzt. Die Trassengebühr für die Benützung der Schiene ist ein wesentlicher Kostenfaktor im Gütertransport.

Das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention, das von Deutschland, Italien und Österreich sowie von der EU ratifiziert wurde, beinhaltet zahlreiche Lösungsansätze für verkehrsentlastende Maßnahmen. Das Konzept zur Umsetzung des Verkehrsprotokolls des Alpenkonventionsbüros von CIPRA Österreich enthält zahlreiche konkrete Vorschläge zur Reduzierung der Verkehrsbelastung im Alpenraum.

Rückfragen sind zu richten an: Paul Kuncio, Geschäftsführer CIPRA Österreich, [email protected], +43 (0) 1 401 13 32

Weiterführende Links:

letzte Medienmitteilung zu Eurovignette Directive vom 17.02.2022 "LKW-Förderung statt Ökologie"
Tiroler Tageszeitung: www.tt.com/artikel/30829206/jetzt-ist-es-verbrieft-bayern-ist-fuer-hoehere-lkw-maut
Handelsblatt: www.handelsblatt.com/dpa/wirtschaft-roundup-alpenanrainer-fordern-von-eu-lkw-korridor-maut-auf-brenner-route/28612962.html
Südtirol Online: www.stol.it/artikel/politik/transit-nord-suedtirol-und-bayern-mit-korridormaut-brief-an-eu