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Klimawandel in Murnau

09.02.2017

Der Klimawandel hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Handlungsfeld in der Kommunalpolitik entwickelt. Zum einen werden die Auswirkungen lokal spürbarer und Anpassungsmaßnahmen immer notwendiger. Zum anderen wird von den Regionen, – immer mehr aber auch von der lokalen Bevölkerung – erwartet, Verantwortung zu übernehmen. Zahlreiche Gemeinden haben bereits viel erreicht im Klimaschutz. Nun gilt es zusammenzukommen, um voneinander zu lernen und Kooperation zu wagen.

Dazu luden wir die Bürgermeister und andere Akteure der Kommunalentwicklung zur dritten und letzten Veranstaltung im Rahmen des Projekts Alpenkonvention AAA+ am 28. Juni 2017 (10–13 Uhr) in Murnau am Staffelsee ein. Drei Referenten berichteten über die Folgen des Klimawandels im bayerischen (Vor-)Alpenraum und zeigten auf, wie Kommunen dem mit Steigerung der Energieeffizienz und mit Moorschutz etwas entgegensetzen können:

Regionale Auswirkungen des Klimawandels

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Harald Kunstmann

Den Anfang der Impulsreferate machte Prof. Dr. Harald Kunstmann mit den Forschungen des KIT-Campus Alpin zum Klimawandel und dessen regionale Auswirkungen. Bildlich führte er den Teilnehmern einige Hochwasserereignisse der jüngeren Vergangenheit vor Augen, und zwar eben auch in und um den Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

Anschließend leitet er von diesen Großereignissen zu den „weniger laute[n], stille[n], schleichende[n] Veränderungen“ über.  Hier lassen sich über die vergangenen 100 Jahre signifikante Trends aus den Wetteraufzeichnungen ablesen (Temperaturmittel: +1°C; Niederschlagsmittel: +166 mm). Diese Trends verdeutlichte er mit weiteren Indikatoren (z.B. Apfelblüte, Wetteranomalien).

Zum Werdenfelser Land präsentierte Prof. Kunstmann erstmals die aktuellsten Hochrechnungen. Er klärte zunächst über die Probleme herkömmlicher Klimamodellierungen auf und wie die vorliegende Simulation hier deutliche Verbesserung bringt. Aus dieser ergibt sich ein ganz klares Bild: grundsätzlich werden die Steigerungen bei Temperatur und Niederschlag in den Bergen deutlich höher ausfallen als in niedrigeren Höhenlagen. Ein Zoom ins Werdenfelser Land bestätigt diesen Eindruck. „Palmen in den Alpen“ wird es aber auch in Zukunft nicht geben, da es sicherlich in manchen Wintern noch zu Temperaturausschlägen nach unten kommen wird. Nichtsdestotrotz lässt sich eine Verschiebung der Mittelwerte für die Region festhalten. Das bedeutet, dass die extrem warmen Sommer der Vergangenheit/Jetztzeit, die Durchschnittssommer der Zukunft sind. Gleiches gilt für den Winter.

Abschließend berichtete er von seiner Tätigkeit als Delegierter der Klimakonferenz in Paris und leitete zu den politischen Verpflichtungen über, die sich aus diesem Gipfel ergaben. Demgegenüber sind die Maßnahmen Deutschlands jedoch mehr als ernüchternd. Daher muss sich eine Region wie das Werdenfelser Land Gedanken machen, hier selbst etwas in die Hand zu nehmen.

Energieeffizienz: Kommunale Handlungsoptionen

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Stefan Drexlmeier

Mit der Metapher des Fahrens ohne Tacho leitete der Geschäftsführer der EWO Stefan Drexlmeier damit ein, dass wir unsere Grenzen in Sachen Energie nicht kennen und dies eines der Hauptprobleme der Energiewende vor Ort ist. Er zeigte auf, wie die aktuelle Entwicklung beim Energieverbrauch aussieht und dass notwendige Technologien zur Verfügung stünden. Die Umsetzung reicht aber bei weitem nicht aus, um die auch im vorangegangen Vortrag angesprochenen Klimaziele zu erreichen.

Auch die unter dem Dach der EWO vereinten Kommunen und Landkreise haben sich ein hohes Ziel gesteckt: Im Jahr 2035 soll sich das Oberland vollständig aus erneuerbaren Energien versorgen. Im umfangreichen Projekt INOLA wurde in Kooperation mit der LMU München bereits das Potential für eine solche Transformation in der Region identifiziert und aufgezeigt welche positiven Effekte diese für die regionale Wertschöpfung haben wird.

Um diesem Ziel näher zu kommen hatte der Referent einige konkrete Handlungsoptionen für Kommunen im Gepäck, in denen die EWO bereits aktive Hilfsstellung leistet:

  1. Erhebung der Energieverbräuche kommunaler Liegenschaften und Prüfung der Verhältnismäßigkeit in Relation zu den anderen Partnerkommunen
  2. Energienutzungspläne (ggf. aufbauend auf 1.) mit einer integrativen Strategie zur Umstellung des Energieverbrauchs.
  3. Energieausweise für kommunale Liegenschaften
  4. Gemeinsame Lösungen über Gemeindegrenzen hinweg: PEACE_Alps -  Bündelung bei Bestellung und Förderung von LED-Straßenbeleuchtung
  5. Förderkompass der bayerischen Energieagenturen mit den wichtigsten Programmen für Bürger, Kommunen und Unternehmen auf einen Blick

Auch für Unternehmen (z.B. Energieeffizienznetzwerk) und Privathaushalte (z.B. Energiekarawane, Energiemonitor) bietet die EWO Hilfestellungen auf dem Weg zu einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Reduzierung der Kosten und Steigerung der Lebensqualität.

Moorschutz als Klimaschutz

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Cornelia Siuda

Den abschließenden Vortrag hielt Cornelia Siuda, Managerin im Klimaschutzprogramm Bayern 2050 „Moore“ bei der Regierung von Oberbayern. Sie begann mit der Erläuterung der Grundzusammenhänge von der Entstehung von Mooren, deren Funktionsweise und schließlich ihrer Rolle beim Klimaschutz durch Bindung bzw. Ausscheidung von Treibhausgasen.

Auf die Klimarelevanz der Moore vor allem im südbayerischen und voralpinen Raum ging die Referentin im Detail ein. Sie zeigte auf, dass der Einfluss auf klimarelvante Gase in Mooren sehr hoch ist, vor allem in Bezug auf die relativ geringen Flächen die sie in unserer Kulturlandschaft einnehmen. Damit dieser Effekt jedoch die atmosphärischen Treibhausgase verringert und nicht erhöht, müssen diese Moore möglichst naturnah sein. Entsprechend sind Moorrenaturierungen aktiver Klimaschutz, der zudem - im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen - äußerst effektiv ist.

Der bayerische Ministerrat hat dies erkannt und 2008 einen Teil „Moore“ in das Klimaschutzprogramm 2020 eingebaut. 2014 wurde das Programm bis 2050 fortgeschrieben. Es stellt pro Jahr etwa 2,25 Mio. € für die Moorrenaturierung zur Verfügung, vordringlich auf bislang nicht staatlichen Flächen.

Kommunen sind aufgerufen sich an diesem Programm zu beteiligen. Von Seiten der Regierung von Oberbayern werden fachliche und finanzielle Hilfen in nicht unerheblichem Maße gewährt. Dabei müssen die Flächen nicht zwangsläufig veräußert werden. Es können auch selbst Flächen erworben und die Maßnahmen anteilig als Träger für Förderleistungen im Rahmen klimafreundlicher Moorrenaturierung umgesetzt werden. Eine andere Möglichkeit wäre auf eigenen Flächen extensive Nutzung, beispielsweise im Kulturlandschaftsprogramm KULAP, umzusetzen. Als weitere Handlungsoption wurden die Vorteile des Flächenerwerbs und der Maßnahmenumsetzung im Rahmen kommunaler Ökokonten erläutert.

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Präsentation Kunstmann Präsentation Kunstmann

Bilder der Veranstaltung

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Impressionen zur Veranstaltung finden Sie hier.

Antragsfrist für kommunalen Klimaschutz!

Das Bundesumweltministerium fördert auch heuer ein breites Spektrum an kommunalen Klimaschutzmaßnahmen mit insgesamt 75 Millionen Euro.

Antragsfrist ist der 30.September 2017.

Nähere Informationen sowie ein Nummer zur telefonischen Beratung finden Sie hier.

Klimaschutz jetzt!

Unter diesem Motto richteten Alpenkommunen und ihre Bewohner einen Appell an die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris. Der Appell wurde getragen von CIPRA International, dem Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ und dem Verein „Alpenstadt des Jahres“.

Sie finden ihn hier.


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