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Naturräume besser schützen

20.04.2016 / alpMedia
Alpenweit regt sich Widerstand gegen den Zubau kaum oder nicht erschlossener Gebiete. Die CIPRA gelangt mit einem Appell an die Alpenstaaten, die diese Woche in Murnau/D tagen: Es braucht eine integrative Raumplanung.
Bild Legende:
Keine Skigebietserweiterung am Vans-Gipfel : Dies fordern französische BürgerInnen und Umweltverbände. © Nicolas Grunbaum

Es war vermutlich die grösste Protestaktion, die je auf einem Berg in den französischen Alpen stattgefunden hat: Über 600 Menschen formten Mitte März 2016 ein grosses Herz unterhalb des 2ʼ400 Meter hohen Vans-Gipfels im französischen Belledonne-Gebirge. Sie wollten damit ein Zeichen setzen gegen den geplanten Ausbau des Skigebiets Chamrousse südöstlich von Grenoble. Das Vans-Tal gehört zum Netzwerk geschützer Gebiete «Natura 2000». 20 Umweltverbände, darunter CIPRA Frankreich, hatten zu der Aktion aufgerufen. Sie bezeichnen das Projekt als unverhältnissmässig. Die Verantwortlichen würden die Tatsache des Klimawandels negieren und den Ganzjahrestourismus verhindern.

Bayerischer Alpenplan unter Druck

Auch andernorts protestieren BürgerInnen und Umweltorganisationen wiederholt gegen den Zubau kaum oder nicht erschlossener Gebiete, so am Riedberger Horn in Deutschland, das im Bayerischen Alpenplan einer Schutzzone zugeordnet ist, oder gegen den Zusammenschluss der Gletscherskigebiete von Pitz- und Ötztal in Österreich. CIPRA Deutschland, CIPRA Österreich und CIPRA Südtirol listen auf einer Karte rund 40 geplante Seilbahnprojekte und Pistenerschliessungen in ihren Ländern auf.

Die drei Ländervertretungen appellierten Ende März im Vorfeld einer Raumplanungskonferenz in Murnau/D an die Alpenstaaten, keine grossflächigen Skigebietserweiterungen mehr zuzulassen. Dies führe international zu einem ruinösen Wettbewerb, zerstöre Natur und Landschaft und leiste keinen Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft. Gefordert wird eine international abgestimmte Raumplanung. «Wir kommen mit der Konzentrationen auf den Artenschutz nicht weiter», erklärt Peter Hasslacher, Vorsitzender von CIPRA Österreich. «Wir brauchen die Raumplanung, um unerschlossene oder wenig erschlossene Gebiete zu sichern.»

Natur ist unbezahlbar

CIPRA International doppelte mit einem Offenen Brief an die Alpenstaaten nach, den sie dem Deutschen Staatssekretär Rainer Bomba vorgestern an der Raumplanungskonferenz in Murnau überreichte. Sie unterstützt die Bemühungen der Alpenstaaten für eine integrierte und sektorübergreifende Vorgehensweise, dargelegt in einer Deklaration, die an der Konferenz diskutiert und zur Verabschiedung durch die MinisterInnen vorbereitet wurde. Einzig dieser Ansatz könne verhindern, dass Partikularinteressen vor das Gemeinwohl gestellt würden. Doch leider würden «in raumplanerischen Verfahren politische oder wirtschaftliche Interessen oftmals höher gewichtet als nicht-monetär messbare Werte wie Lebensqualität, Landschaft, Biodiversität oder ökologische Vernetzung», heisst es weiter. Der Rückgang an Vielfalt, Freiflächen und Korridoren sei Beweis dafür. «Vergessen geht dabei, dass die Natur nicht ein Faktor unter vielen ist, der unser Leben beeinflusst, sondern Quelle, Inspiration und Rahmen jedweden Lebens.»

Quellen und weitere Informationen: www.cipra.org/de/cipra/oesterreich, www.cipra.org/de/positionen, www.mountainwilderness.fr/images/presse/2016/CP-Rassemblement-Vans/DP_Vans.pdf (fr), https://vimeo.com/159052489 (fr)