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Ungezähmte Alpen

19.03.2014 / alpMedia
Der Bären-Bericht 2013 der Provinz Trient ist da. Er gibt erstmals Einblicke in das Liebesleben von Meister Petz. Auch hat der neue Gefährten bekommen, den Wolf. Doch der gerät in der Schweiz unter Beschuss.
Bär
Bild Legende:
Rund 40 Bären leben derzeit im Trentino, zeigt der aktuelle Bären-Bericht 2013. © Katharina Wieland-Müller / pixelio
Der Wolf hat in den Alpen keinen Platz. So die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB). Wer die Rückkehr des Wolfs befürworte, sehne sich meist nach unberührter Wildnis, heisst es im Positionspapier vom Februar 2014. Die Berge seien vor allem Lebens- und Arbeitsraum für die Ansässigen und kein Naturreservat. Meister Isegrim schade der Landwirtschaft, dem Tourismus und schliesslich dem Image einer Region, wenn ein Tier abgeschossen wird. Kurz: Der Wolf und die Alpen seien "nicht kompatibel".

Lobby fordert wolfsfreie Regionen
Die SAB fordert daher die Möglichkeit "wolfsfreie" Zonen zu schaffen und den Stopp einer alpenweiten Politik: "Die Schweiz nimmt Abstand von weiteren internationalen Verpflichtungen zum Schutz von Grossraubtieren, zum Beispiel der Alpenkonvention." Denn: Das Überleben des Wolfs sei schon in Osteuropa gesichert. Bruno Bassano, wissenschaftlicher Verantwortlicher des Nationalpark Gran Paradiso und Mitglied der Plattform "Grosse Beutegreifer" der Alpenkonvention dazu: "Wie die Erfahrungen zeigen ist die Artenvielfalt in den Alpen sehr wichtig für ein funktionierendes Ökosystem. Dazu zählen auch die Tiere an der Spitze der Nahrungskette, wie eben der Wolf. Dieses wichtige Glied einfach zu ignorieren, rächt sich langfristig."
Von einem historischen Ereignis im natürlichen Prozess der Rückkehr des Wolfs spricht hingegen der aktuelle Bären-Bericht der Provinz Trentino: Zum ersten Mal seit 150 Jahren gab es Welpen. Nicht nur im Lessini-Gebirge, auch in der Provinz Pordenone wurde nun ein Wolfs-Paar nachgewiesen.

Bärenstarkes Trentino
Tiefere Einblicke in das Liebesleben bekamen BärenforscherInnen. Erstmals zeigten 2013 Fotofallen und GPS-Aufzeichnungen, wie sich zwei Bären über grosse Distanzen fanden und sich zwei Wochen auf einem relativ kleinen Gebiet zur Paarung aufhielten. Im vergangenen Jahr gab es im Trentino nur dreimal Nachwuchs, listet der Bären-Bericht auf. Damit hat die Population erstmals wieder abgenommen. Die aktuelle Zahl der Bären wird auf mindestens 40 geschätzt. Positiv: Die Bären werden immer älter, wodurch ihre Überlebenschancen steigen und "problematisches" Verhalten weniger häufig wird. Allerdings: Für 2013 ist zum ersten Mal die Wilderei eines Bärs belegt. Nicht nur deshalb setzt die Provinz weiter auf Aufklärung und Kommunikation. Installierte Schutzmassnahmen funktionierten bei Tests nur zu 51 Prozent. Eine der Ursachen: Elektrozäune waren an leere Batterien angeschlossen. Das Trentino stellt solche Vorrichtungen kostenlos zur Verfügung. Im vergangenen Jahr, so der Bären-Bericht, wurden dafür rund 45'000 Euro investiert.
Quelle und weitere Informationen: www.sab.ch/uploads/media/PP_Wolf_dt_04.03 , www.orso.provincia.tn.it/novita/pagina200 (it)