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« Die CIPRA muss denen in Brüssel auf die Füsse treten! »

02.09.2014
Für den Donauraum begleitet Daniela Schily die EU-Makrostrategie. Und fordert für die Alpen mehr Einfluss der regionalen Akteure.
Bild Legende:
Daniela Schily © Jan Rübel, Zeitenspiegel

In der Halle 2.2. der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin steht eine zierliche Frau etwas verloren hinter wuchtigen weissen Tresen. Menschenhorden ziehen vorbei, schnappen sich Prospekte, schauen nach Essbarem. Doch Daniela Schily hat Besseres im Angebot: ihren Humor. «Schauen Sie», sagt sie, «wir vertreten eine Region vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Und wo haben wir unseren Sitz? In Serbien, im ‚Schwarzen Loch‘.»

Daniela Schily wirbt auf der Messe für die Donauregion. In Belgrad hat sie ein Donau-Kompetenzzentrum aufgebaut, erst im Auftrag des serbischen Wirtschaftsministeriums, dann sprang die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein. «Noch vor kurzem galt Serbien als ‚schwarzes Loch‘, als Terra Incognita. Total isoliert stand das Land nach dem Krieg da.» Das will sie ändern. Parallel zur EU-Strategie für den Donauraum entstanden, engagiert sich das Zentrum für grenzübergreifende Kooperationen im Tourismus und im Umweltschutz. «Wir mussten hart dafür arbeiten, unseren Platz in der EU zu erhalten», erinnert sich die 47-Jährige an die Anfangsjahre seit 2009.

NGO als treibende Kräfte

Seit einiger Zeit definiert die Europäische Kommission so genannte Makroregionen, Gegenden mit verschiedenen Verwaltungseinheiten und gemeinsamen Themen. Eine Strategie, so das Kalkül, soll für eine bessere Entwicklung sorgen. Mit dem Donauraum ging es los, bis 2015 soll nun auch eine EU-Strategie für den Alpenraum stehen. Was sind Daniela Schilys Erfahrungen mit Brüssel, was hat das Manöver den Donaustaaten beschert?

Sie zieht ihre dunkelblaue Bluse mit weissen Blümchen glatt. «Die Nichtregierungsorganisationen (NGO) müssen einbezogen werden», sagt sie. «Sie sind die treibenden Kräfte einer Region.» Für den Donauraum habe sich die EU viel Zeit genommen, habe regionale «Akteure» in die Planungen mit einbezogen. «Später bei der Adria- Strategie indes hat man aufs Gaspedal getreten und wollte schnelle Erfolge – da wurden die NGO übergangen.» Ihr Rat: «Die CIPRA muss nach Brüssel, denen auf die Füsse treten!» Denn für den Alpenraum müsse lobbyiert werden, dann träten Umweltstandards wie die der Alpenkonvention nicht in den Hintergrund. «Gegenüber der Brüsseler Bürokratie muss man schon hartnäckig auftreten», resümiert sie. Für den Donauraum zieht sie eine positive Bilanz. Die Zahl der Radfahrer entlang des Flusses sei rasant angestiegen, Öko-Camps seien in Serbien entstanden und die Fischer im Donaudelta seien für Flora und Fauna sensibilisiert worden. Dass bei einer makroregionalen Alpenstrategie auch umliegende Regionen einbezogen würden, sieht sie nicht als Problem. «Das schadet den Bergen nicht; die Alpen wurden vom übrigen Europa immer wie ein ‚Brett‘ wahrgenommen: als Region mit klaren Konturen. Und es dürfen bei den Strategien in Europa keine weissen Flecken entstehen.»

Jan Rübel, Zeitenspiegel Reportagen

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Von den Alpen an die Donau

Daniela Schily, gebürtige Bochumerin, liebt die Alpen. Ihr Vater war Mitglied im Deutschen Alpenverein, fuhr mit der Familie jeden Sommer nach Tirol. Vor zwanzig Jahren geriet er bei einer Wanderung bei Lienz in ein Unwetter, stürzte in einen Wildbach und starb. Und hatte vorher bei seiner Tochter eine zweite Liebe geweckt: Mit 14 besuchte sie mit ihm Russland, zog 1989 zum Studium der Russistik nach Moskau, arbeitete als Reisejournalistin. Dann kam der Ruf aus Belgrad – hin zum Donau-Kompetenzzentrum. www.danubecc.org

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Quelle und weitere Informationen: http://www.cipra.org/szenealpen

 

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