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Verseuchte Kinderspielplätze

18.11.2017
Eine Studie weist Pestizide auf Südtiroler Kinderspielplätzen nach. Die Landesverwaltung der Autonomen Provinz hält sich in der Defensive.
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Die Forderungen nach einem pestizidfreien Südtirol werden lauter. © CIPRA Südtirol

Die vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Auftrag gegebene Studie sollte klären, inwieweit es in Südtirol, Italien, eine Verunreinigung öffentlicher Plätze mit Pestiziden gibt. Untersucht wurden Kinderspielplätze, die seit 2009 gesetzlich als sensible Zonen gelten und vor Pestiziden besonders zu schützen sind. Die im Mai 2017 entnommenen Grasproben zeigen, dass zur Hauptspritzzeit 29 der 71 untersuchten Kinderspielplätze mit einem oder mehreren Pestiziden verseucht waren. Die gefundenen Konzentrationen lagen zum Teil über den von der EU zulässigen maximalen Rückstandswerten für Lebensmittel.

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die in Südtirol vorgeschriebenen Ausbringungs- und Abstandsnormen bei Pestiziden nicht ausreichen und dass die Menschen nicht nur auf Kinderspielplätzen, sondern auch an anderen Orten unwissentlich mit Pestiziden in Berührung kommen. Laut Andreas Riedl, Geschäftsführer vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz und von CIPRA Südtirol, verharmlost die Südtiroler Landesverwaltung die Ergebnisse der Studie, anstatt sie als Anlass für Veränderungen zu nehmen. Er fasst zusammen: «Die Landesverwaltung reagiert defensiv und bagatellisierend. Wir wollen mit dieser Studie keine Schuldigen finden, sondern zeigen, dass es Lösungen braucht.»

Südtirol ist seit Jahren wegen des verbreiteten Einsatzes von Pestiziden vor allem im Obstbau in den Schlagzeilen. Internationale Aufmerksamkeit bekam vor etwa einem Jahr die Gemeinde Mals, weil sie sich auf eine Bürgerinitiative hin gegen den Einsatz von Pestiziden entschied. Südtiroler Umweltorganisationen versuchen das Land seit Jahren zu überzeugen, dass eine pestizidfreie Landwirtschaft der einzig zukunftsorientierte und nachhaltige Weg ist. Dabei gehe es nicht nur um die Kontaminierung sensibler Zonen oder den Schutz der Biodiversität und des Bodens. «Pestizidfrei zu sein wäre ein Alleinstellungsmerkmal, das uns sowohl als landwirtschaftliche als auch als touristische Region auszeichnen würde», so Riedl. Wie dringend ein solcher Kurswechsel ist, zeigt auch das Umweltinstitut München/D mit seiner Kampagne «Pestizidtirol» auf. Mit dieser wird auf die in Deutschland verbreiteten Südtiroler Tourismuswerbungen reagiert und mit umgestalteten «Tourismusland Südtirol»-Plakaten auf den Pestizideinsatz in der Autonomen Provinz aufmerksam macht.

 

Quellen und weitere Informationen:

www.umwelt.bz.it/aktuelles/presse/pestizide-sensible-zonen-sind-nicht-ausreichend-gesch%C3%BCtzt.html , www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=599844 , wundervonmals.com/tag/pestizide , www.br.de/br-fernsehen/sendungen/unkraut/themen-nach-rubriken/regionales-gesundes/suedtiroler-dorf-mals-kaempft-gegen-pestizide-100.html , www.handelskammer.bz.it/de/was-w%C3%A4re-s%C3%BCdtirol-ohne-seinen-tourismus , https://pestizidtirol.info

abgelegt unter: alpMedia 08/2017, Landwirtschaft