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Klimaprojekt cc.alps: Win-Win mit der Wissenschaft

29.03.2011 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Seit drei Jahren kooperiert der Schweizer Wirtschaftsgeograph Bruno Abegg mit der CIPRA. Ein Wissenschaftler und eine politische Organisation – kann das funktionieren? «Da prallen zwei Denkwelten aufeinander», sagt der 45-Jährige, und genau das findet er spannend. Als wissenschaftlicher Leiter des Projektes cc.alps erforscht er, wie Regionen, Gemeinden und Unternehmen in den Alpen auf den Klimawandel reagieren.
Bruno Abegg
Bild Legende:
Bruno Abegg © CIPRA International
Die CIPRA setzt sich dafür ein, dass Klimamassnahmen nachhaltig gestaltet werden. «Ich habe schon immer anwendungsorientiert geforscht», sagt Abegg, «deshalb liegt mir daran, dass meine Erkenntnisse in die praktische Umweltarbeit einfliessen.»
Partnerschaften mit der Wissenschaft gehören für die CIPRA seit ihrer Gründung vor bald 60 Jahren zum Konzept. Abeggs Recherchen zum Klimawandel etwa wurden in den CIPRA-compacts veröffentlicht (siehe Seite 18). Sie dienen dazu, die politischen Forderungen der Organisation auf eine wissenschaftlich gesicherte Basis zu stellen. «Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.» Also spricht alles für wechselseitigen Nutzen? «Ja, aber dennoch bewegen wir uns in einem Spannungsfeld.» Wissenschaftler seien gewohnt, die ganze Komplexität eines Themas zu analysieren. In der Lobbyarbeit dagegen gehe es um Vereinfachungen, manchmal auch darum, Alarm zu schlagen. Um beides unter einen Hut zu bringen, bedürfe es gegenseitigen Vertrauens. In den CIPRA-compacts wurden zwar die politischenForderungen deutlich sichtbar von den wissenschaftlichen Fakten getrennt. «Aber jeder der beteiligten Forscher musste entscheiden, ob er sich aufgrund der Befunde hinter diese Forderungen stellen kann.»
Abeggs Fachgebiet, die Wirtschaftsgeographie, kann Antworten geben, wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht. Zum Beispiel im Tourismus. «Die meisten Verantwortlichen in den Skigebieten wollen nur eines: Dass alles bleibt, wie es jetzt ist.» Wintersportler, am besten in Massen, sollen die Haupteinnahmequelle bleiben. «Aber damit bleiben solche Gebiete dauerhaft vom Schnee abhängig.» Und der wird künftig ein unsicherer Kandidat sein. Die Forscherteams von cc.alps haben beobachtet, dass die Reaktion darauf vielerorts sehr einseitig ausfällt: Noch mehr Schneekanonen und die Erschliessung von höheren Lagen. Bisher unberührte Gebiete sollen Teil des alpinen Skizirkus’ werden. Damit sind nicht nur die Konflikte mit dem Naturschutz absehbar. «Auch wirtschaftlich machen Neuerschliessungen kaum Sinn, sie sind teuer und rechnen sich oft für die Gemeinden nicht», lautet eines der zentralen Ergebnisse von Abeggs Recherchen.
Es geht auch anders. Hervorragende Beispiele, wie im Klimaschutz «einen Schritt weiter gedacht» wird, hat die CIPRA in einem alpenweiten Wettbewerb ausgezeichnet. Das Team von Bruno Abegg hatte dazu eine möglichst einfache Bewertungsmatrix entwickelt. «So können wir zeigen, welche Massnahmen wirklich nachhaltig sind.» Für ihn ein weiterer Beleg, dass die langjährige «Beziehungskiste» zwischen Wissenschaft und Umweltorganisation äusserst fruchtbar sein kann.

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Kühler Kopf im Klimawandel: Mit dem Projekt «cc.alps – Klimawandel: einen Schritt weiter denken!» bündelt und verbreitet die CIPRA Wissen über intelligenten Klimaschutz und nachhaltige Anpassungsmassnahmen. Betroffene und AkteurInnen zu sensibilisieren gehört zu den Schwerpunkten.
2010 hat die CIPRA geglückte Beispiele vorgestellt, aber auch schlecht durchdachte veröffentlicht. Entscheidungs­träger und Medien wurden darauf aufmerksam gemacht. CIPRA-Fachleute nahmen Stellung zu Themen wie energieautarke Regionen und Tourismus und publizierten auch im vergangenen Jahr wieder Hintergrundberichte zu unterschiedlichen Aspekten des Klimaschutzes (siehe «compacts» Seite 19). Den schwammigen Entscheidungen der internationalen Staatengemeinschaft im mexikanischen Cancùn setzt die CIPRA eine entschiedene Vision entgegen: Die Alpen sollen zu einer Modellregion in Sachen Klimaschutz werden – klimaneutral bis zum Jahr 2050!
www.cipra.org/cc.alps
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Quelle: Jahresbericht 2010 CIPRA International
www.cipra.org/de/CIPRA/cipra-international