CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

News

Fragwürdiger Bauboom in Skigebieten

18.11.2021 / Veronika Hribernik, CIPRA International
Seilbahnen, Speicherseen und Sprengmasten: Die alpine Landschaft wurde und wird auch während der Pandemie weiter für den Wintertourismus verbaut – teils in Naturschutzgebieten und trotz vielfacher Kritik.
Bild Legende:
Fragwürdiger Bau am Klein Matterhorn/CH: Die Bergbahn verbindet in Zukunft die Schweiz mit Italien. (c) Zermatt Bergbahnen

Eine Zehnergondel statt des Doppelsesselliftes, zusätzliche Schneekanonen und Speicherteiche, ein Bergrestaurant für bis zu 80 Personen: Die aktuellen Pläne rund um das Skigebiet Wurzeralm/A und die Erneuerung des Frauenkarliftes erstrecken sich über zwei Landschaftsschutzgebiete sowie ein Naturschutzgebiet. Alpenverein und Naturfreunde Oberösterreich beantragten nach scharfer Kritik eine Prüfung des Projektes durch die bei CIPRA Österreich angesiedelte Rechtsservicestelle Alpenkonvention (RSS). Diese stellte fest, dass die aktuellen Baupläne rechtswidrig sind und mehrfach im Widerspruch zu den Vorgaben der rechtlich bindenden Alpenkonvention stehen.

In Tirol/A wollen die Kaunertaler Gletscherbahnen 25 Lawinensprengmasten im Natura-2000-Gebiet bauen, für die Zufahrt zum Skigebiet über die Kaunertaler Gletscherstrasse. Das Projekt wurde zwar von regionalen Behörden genehmigt, liegt aber seit dem Einspruch des Tiroler Landesumweltanwalts auf Eis.

Kritik an Bauten in sensiblen Landschaften
In den bayrischen Alpen möchte eine Investorenfamilie am Grünten im Allgäu/D die alten Skilifte sowie die Beschneiungsanlagen modernisieren und eine neue Gondelbahn bauen. Diese könnte 1‘500 Menschen pro Stunde auf den Berg befördern. NGOs üben scharfe Kritik, eine Online-Petition gegen den Ausbau unterzeichneten mehr als 70‘000 Menschen.

In der französischen Gemeinde La Clusaz ist ein fünfter Speichersee auf 1‘500 Seehöhe in unmittelbarer Nähe eines Natura-2000-Gebiets sowie eines Torfmoors geplant. Der Grossteil des Wassers soll für die künstliche Beschneiung genutzt werden. Naturschützer:innen kritisieren, dass der Bau den Wasserhaushalt des gesamten Gebiets gefährden und einzigartige Ökosysteme zerstören würde.

Im Aostatal/I kritisieren Umweltschutzorganisationen, darunter CIPRA Italien, eine geplante Seilbahn zwischen Ayas und Cervinia. Der Bau bedrohe die außergewöhnliche Natur des Vallone delle Cime Bianche, des letzten wilden Tals der Region.

Bereits gebaut wird am Klein Matterhorn/CH: Mit einer Bergbahn, die die Schweiz mit Italien verbindet, wollen die Betreiber «asiatische Touristenströme» von Mailand über das italienische Aostatal nach Zermatt, Genf und weiter nach Paris lenken. Kritik dafür kommt unter anderem von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.

Die CIPRA thematisiert die touristische Erschliessung von sensiblen Gebieten in ihrem 2020 veröffentlichten «Positionspapier Landschaft» sowie in ihrem Positionspapier «Sonnenwende im Wintertourismus». 

 

Quellen und weitere Informationen:

ooe.orf.at/stories/3127713/ (de), www.tips.at/nachrichten/kirchdorf/land-leute/549979-geplante-sanierung-der-frauenkarbahn-auf-der-wurzeralm-sorgt-fuer-diskussionen (de), www.br.de/nachrichten/bayern/seilbahnprojekte-werden-die-bayerischen-alpen-zum-funpark,SmwG3Sk (de), www.br.de/radio/br24/sendungen/der-funkstreifzug/alpen-naturschutz-freizeit-104.html (de), movs.world/in-haute-savoie-a-water-retention-project-sows-discord-in-la-clusaz/ (en), www.fne-aura.org/actualites/haute-savoie/retenue-daltitude-a-beauregard-la-clusaz-la-fuite-en-avant-continue/ (fr), www.tt.com/artikel/30805103/25-sprengmasten-in-oetztaler-alpen-explosives-projekt-im-ruhegebiet (de), www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/907ec5f9-e121-43f5-807e-e2eca31dac4b (de), altreconomia.it/continua-la-battaglia-per-la-difesa-delle-cime-bianche/ (it), www.lovecimebianche.it (it), www.ansa.it/valledaosta/notizie/2021/10/21/turismo-cime-bianche-ambientalisti-scrivono-a-ministero_ca6802e7-5350-4eda-a545-b2511234898b.html (it)