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Neues Projekt für alpenweiten ökologischen Verbund

01.07.2005 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Es ist einiges in Bewegung für den Aufbau eines grenzübergreifenden ökologischen Netzwerks in den Alpen. In einem neuen Projekt liegt der Schwerpunkt auf ökologischen Verbindungsflächen.
Experten sind sich einig, dass nur grossflächige und ökologisch zusammenhängende, geschützte Gebiete dauerhaft den Erhalt des Naturguts der Alpen sicherstellen und den Ablauf natürlicher Prozesse gewährleisten können. Besonders angesichts der zur Zeit geringen Wahrscheinlichkeit für die Neuausweisung grosser Schutzgebiete erscheint es plausibel, eine solche Grossflächigkeit über die Vernetzung bestehender Flächen herzustellen - innerhalb der einzelnen Alpenstaaten und über Staatsgrenzen hinweg. Diese Idee nimmt eine zentrale Rolle im Protokoll "Naturschutz und Landschaftspflege" der Alpenkonvention ein - In Artikel 12 verpflichten sich die Vertragsstaaten, einen nationalen und grenzüberschreitenden Verbund ausgewiesener Schutzgebiete, Biotope und anderer geschützter oder schützenswerter Objekte einzurichten.

Rahmenstudie schafft alpenweite Übersicht
Die Arbeit des Netzwerks Alpiner Schutzgebiete (ALPARC) zielt auf die Umsetzung jenes Artikels 12 des Naturschutzprotokolls. Ab Januar 2004 hat ALPARC mit dem Mandat der Alpenkonvention in einer Rahmenstudie mit dem Titel "Grenzübergreifender ökologischer Verbund" den aktuellen Stand der Vernetzung der alpinen Schutzgebiete erhoben und in grossräumigem Massstab Ergänzungsmöglichkeiten bestehender Verbindungen zwischen diesen Gebieten aufgezeigt. Daneben enthält die Studie eine Zusammenstellung der Strategien und Instrumente der Vertragsstaaten, die zur Vernetzung von Schutzgebieten auf nationaler und grenzübergreifender Ebene beitragen. Acht Beispielgebiete sind genauer untersucht und potentiell geeignete Verbindungsachsen zwischen ihnen bestimmt worden. In abschliessenden Empfehlungen sind weitere Schritte für die Umsetzung eines ökologischen Netzwerks formuliert.

Ökologische Korridore
Auf der Grundlage dieser Studie hat die VIII. Alpenkonferenz im Herbst 2004 den Vertragsstaaten in einem Beschluss konkrete Schritte zur Verwirklichung eines ökologischen Netzwerks empfohlen. Mit einem Projekt von ALPARC, dem Internationalen Wissenschaftlichen Komitee Alpenforschung (ISCAR), der Internationalen Alpenschutzkommission (CIPRA) und dem World Wildlife Fund (WWF) werden die Empfehlungen dieses Beschlusses und die gesamtalpinen Empfehlungen der vorangegangen Studie jetzt aufgegriffen. In diesem Projekt mit dem Titel "Verbindungsgebiete in den Alpen" sollen bis Ende 2005 alle Flächen in den Alpen identifiziert werden, die sich als ökologische Verbindungsachsen zwischen Schutzgebieten und zwischen Schutzgebieten und weiteren Gebieten mit hoher biologischer Vielfalt eignen.

Nicht nur Schutzgebiete
Der WWF in Zusammenarbeit mit ALPARC, der CIPRA und ISCAR hatte die Publikation "Die Alpen: das einzigartige Naturerbe" 2004 publiziert. Ausgehend von einer Auswahl von Arten und Ökosystemen, die als charakteristisch für die Alpen eingestuft wurden, hat eine Arbeitsgruppe "Vorranggebiete" für den Naturschutz in den Alpen identifiziert und damit die erste gesamtalpine Strategie für den Erhalt der biologischen Vielfalt vorgelegt. Auf die Vorranggebiete mit ihrem herausragenden Wert für den Erhalt der biologischen Vielfalt sollen sich, so die Empfehlung, Naturschutzmassnahmen im Alpenraum in Zukunft konzentrieren. Die Vorranggebiete sollen nicht nur über Schutzgebietsausweisungen, sondern auch mit Hilfe weiterer langfristiger Massnahmen gesichert werden.
Die Untersuchung orientierte sich, im Gegensatz zur ALPARC-Studie, nicht an bestehenden Schutzgebieten. So entfallen im Ergebnis nur ungefähr zwei Drittel der Vorranggebietsflächen auf bereits geschützte Flächen.