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Standpunkt: Drücken wir endlich die Reset-Taste im Tourismus!

24.01.2022 / Hans Weber, CIPRA Schweiz
Der Massentourismus in den Alpen ist durch die andauernde Corona-Pandemie eingebrochen, die Chancen für den Umstieg auf einen umwelt- und sozialgerechten Tourismus sind gestiegen. Doch sie müssen auch genutzt werden, meint Hans Weber, Geschäftsführer von CIPRA Schweiz.
Bild Legende:
Hans Weber, Geschäftsführer von CIPRA Schweiz. (c) Maya Mathias, CIPRA International

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf den Tourismus? Welche Massnahmen wurden in diesem Zusammenhang ergriffen? Und: führen sie zu einem nachhaltigeren Tourismus in Berggebieten? Das haben wir im Rahmen des alpenweiten Projekts Reset Alpentourismus  unter Federführung von CIPRA International in allen Alpenländern untersucht.

Leider wurde in der Schweiz die Chance bisher nicht genutzt, die Weichen hin zu einem umwelt- und sozialgerechten Tourismus zu stellen. Allerdings gibt es auch positive Anzeichen dafür, dass die Nachhaltigkeit in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.

Wie in allen Ländern des Alpenbogens wurde der Tourismus auch in der Schweiz hart getroffen, vor allem in den touristischen Zentren, den Städten und überall wo die ausländischen Gäste einen grossen Anteil am Geschäft ausmachen. Auf der anderen Seite wurden kleine abgelegene Orte von einheimischen Tagesgästen überrannt, sie waren oft schlecht vorbereitet und mit der Besucherlenkung überfordert. Die Natur hatte dabei das Nachsehen.

Die Politik konzentrierte sich darauf, die Betriebe finanziell am Leben zu erhalten – mit schnellen Darlehen, Härtefallgeldern, Erleichterungen bei der Kurzarbeit. Es wurde bisher verpasst, den Tourismus nachhaltiger und resilienter aufzustellen und langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es gibt auch Zeichen der Hoffnung: Die Strategie «Swisstainable» von Schweiz Tourismus wurde 2021 sehr zügig umgesetzt und die vom Bundesrat am 10. November 2021 verabschiedete überarbeitete Tourismus-Strategie versteht neu das Ziel Nachhaltigkeit auch als Chance für den Tourismus.

Diese zaghaften Zeichen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass etwa bei der weiteren Erschliessung des Matterhorngebiets von der italienischen Seite vom Umlenken der «Touristenströme» auf dem Weg von Mailand nach Paris die Rede ist. Da zeigt sich die Tourismusindustrie von ihrer beinharten Seite, wo der Profit im Vordergrund steht und die Pandemie als Knick in der Kurve verstanden wird, den es rasch auszubügeln gilt.

Das von CIPRA Schweiz geleitete, schweizweite Projekt «Innovationsgenerator» unterstützt Innovationen für neue, wirklich nachhaltige touristische Produkte und zielt darauf ab, Impulse für einen nachhaltigen Tourismus zu geben. Es bleibt zu hoffen, dass die Pandemie uns vermehrt zum Nachdenken anregt und die Krise auch tatsächlich als Chance verstanden wird.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.innovationsgenerator.ch (de), www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/907ec5f9-e121-43f5-807e-e2eca31dac4b (de)