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Dossier

Natur und Mensch in den Alpen

06.01.2020
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© birdlife.ch

Verzerrte Sicht auf die Natur

Eine grün bewachsene Siedlung, in der Menschen, Tiere und Pflanzen ihren Lebens- und Wohnraum teilen, einander schätzen und respektieren. So sieht eine Idealvorstellung eines Lebens im Einklang von Natur und Mensch aus. In der Praxis tendieren wir dazu, den Rasen wöchentlich zu mähen und Marder, Mäuse oder Spinnen zu verjagen.

Das Verhältnis von Natur und Mensch ist gesellschaftlich geprägt und hat sich immer wieder verändert. Heute geschieht der Blick auf die Natur vom Menschen aus. Dabei konkurrieren unterschiedliche Sichtweisen miteinander: Der Mensch als aktiv handelnd und damit der Natur überlegen, der Mensch als auf die Natur angewiesen, oder der Mensch als für die Natur verantwortlich. Entscheidend ist unsere Einstellung der Natur sowie uns selbst gegenüber.

Wer entscheidet?

Wie Umfragen zeigen, gibt es in der europäischen Bevölkerung einen breiten Konsens, dass die biologische Vielfalt wichtig für unser Wohlbefinden ist und dass es Schutzmassnahmen braucht, um diese zu bewahren. Laut der aktuellen Eurobarometer-Umfrage zur Biodiversität wird der Stellenwert der Naturräume für die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, sauberer Luft und Wasser und damit für die Lebensqualität von mindestens zwei Dritteln der Befragten anerkannt.

Die wenigsten sind gewillt, eine Beeinträchtigung oder Zerstörung von Schutzgebieten in Kauf zu nehmen, um die wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen. Fast die Hälfte findet, solche Eingriffe sollten ganz verboten werden. Rund 40 Prozent der Befragten denken indes, Eingriffe sollten gestattet sein, wenn ein öffentliches Interesse besteht. Hier fängt die Crux an: Was bedeutet ein öffentliches Interesse und wer bestimmt das? Dieser Begriff wird je nach Ort und Perspektive anders und teilweise sehr breit ausgelegt, wie uns Beispiele bedrohter Schutzgebiete in den Alpen zeigen. Argumentiert wird vielerorts mit der notwendigen Verbindung von Skigebieten oder dem Bau neuer Staudämme für die Stromerzeugung, um im internationalen Wettrüsten zwischen den Destinationen und Wirtschaftsstandorten mitzuhalten. Massive Eingriffe in Naturräume werden oft in Kauf genommen und haben somit Vorrang vor der Schutzfunktion – was aber laut Umfrage nur von sieben Prozent befürwortet wird. Wer entscheidet hier, und mit welcher Legitimation?

Kurzfristig

Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Naturkatastrophen und der Beurteilung von Umweltthemen: In Jahren mit vielen Umweltkatastrophen messen die Menschen Umweltthemen grössere Bedeutung zu, wie aus der Schweizer Univox-Studie hervorgeht. Dieses Phänomen ist bedingt durch die zunehmende Mediatisierung: Unsere Wahrnehmung wird, je länger je mehr, durch kurzfristige Ereignisse beeinflusst, weil diese eher von den Medien aufgegriffen werden. Langfristige Ereignisse wie die Veränderung der Landschaft oder der Klimawandel tun sich schwerer, in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu gelangen.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

abgelegt unter: Natur & Mensch

Weiterführende Informationen

Interaktive Alpenkarte

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> re-imagine-alps.cipra.org