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Tourismus und alpine Gesellschaft

08.02.2017
Bild Legende:
© Lois Hechenblaikner

Welche Auswirkungen hat Tourismus auf die Gesellschaft?

Tourismus hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die alpine Gesellschaft. Wirtschaftliche und soziale Aspekte sind eng miteinander verknüpft. Für eine Beurteilung muss in jeden Fall eine Gesamtschau vorgenommen werden.

Die positiven Auswirkungen des Tourismus auf die alpine Gesellschaft sind vielfältig.  Wirtschaftliche Entwicklung bringt finanziellen Wohlstand. Im Idealfall gewinnt die ganze Region. Von einer gut ausgebauten Infrastruktur profitieren Einheimische und Gäste gleichermassen. Saisonale Beschäftigungsmöglichkeiten bieten vielen LandwirtInnen ein Zusatzauskommen, sodass sie ihren Betrieb weiterführen und einen Beitrag zum Erhalt von Kultur- und Naturlandschaften leisten können.

Die Kehrseite der Medaille ist genauso vielfältig. Die wirtschaftliche Entwicklung kommt nur einigen wenigen zu Gute, wenn sie nicht ganzheitlich gedacht und auf alle ausgerichtet ist. Die Zeche bezahlt in jedem Fall die Allgemeinheit. Eine auf das Gästevolumen ausgerichtete, oft überdimensionierte Infrastruktur muss von der ansässigen Bevölkerung finanziert und unterhalten werden. Miet- und Bodenpreise steigen, sodass sich Ortsansässige diese kaum mehr leisten können. ZweitwohnungsbesitzerInnen sind oft nur wenige Wochen im Jahr anwesend und tragen wenig zur Entwicklung der Gesellschaft bei. Im Gegenzugstösst deren Wunsch, sich einzubringen, manchmal auf taube Ohren.

Verschärft werden die zwiespältigen Auswirkungen, wenn eine Destination vollständig vom Tourismus abhängig ist. Jeder Nachbar, jede Nachbarregion wird zum Konkurrenten. Die Solidarität innerhalb der Gesellschaft schwindet. Das soziale Gefüge wird komplexer: Es gibt TouristInnen, Saisonarbeitskräfte, Zugezogene, Einheimische und FerienwohnungsbesitzerInnen. Dieser Austausch kann indes auch bereichernd sein; es entstehen Freundschaften, neue Traditionen und Feste. Strömen die Touristen jedoch in Massen herbei,  geht dieser interkulturelle Austausch verloren. Die  Konfrontation mit dem Andersartigen kann Angst vor dem Verlust der eigenen Identität hervorrufen. Die Auseinandersetzung damit und das Interesse der TouristInnenan an der einheimischen Kultur fördern anderseits den Erhalt von Bräuchen, Traditionen oder Baudenkmälern.