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«Schwimmen ist nicht genug»

24.09.2013 / Anja Conzett
Schwimmend möchte Ernst Bromeis die Welt auf die Wichtigkeit der endlichen Ressource Wasser aufmerksam machen. Doch manchmal besiegt ihn seine Materie selber.
«Schwimmen ist nicht genug»
Bild Legende:
Ernst Bromeis © Andrea Badrutt
Als Ernst Bromeis aus dem Wasser stieg, konnte er nicht mehr sprechen. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten dem Wasserbotschafter die Sprache verschlagen. Da wusste er, dass er abbrechen musste. In Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus hatte Ernst Bromeis im April 2012 den Rhein durchschwimmen wollen. Von der Quelle des Flusses in den Bündner Alpen bis zur Meeresmündung in Rotterdam, 1’230 Kilometer in 30 Tagen. Ziel des Grenzschwimmers war, auf die vielfältige Bedeutung des Lebensstoffes Wasser hinzuweisen. Nach 400 Kilometern gab er auf. Das Projekt scheiterte an den eisigen Temperaturen des Stroms und an dem zu dichten PR-Zeitplan.
Aber Bromeis‘ Mission «Das blaue Wunder» geht weiter. «Schwimmen ist nicht genug. Es geht darum etwas zu kreieren, ein Werk, etwas Sinnstiftendes.» Das habe er während seiner Zeit im Spitzensport vermisst. Die physische Nähe zum Wasser, der Zugang über den Sport ist ihm aber nach wie vor ein grosses Anliegen. Das mache ihn als Botschafter glaubwürdig.
Ernst Bromeis ist kein Fachmann für die Ressource Wasser, kein Hydrologe, kein Umweltingenieur, kein Hydrauliker. Ernst Bromeis ist ein beseelter Redner, dessen Element das Wasser ist. Seine Gesten sind geschmeidig und wohldosiert, der Redefluss gleichmässig. Der Primarlehrer mit Sportstudium weiss sein Charisma einzusetzen. Es spiele ihm keine Rolle, ob er vor dem Kader eines Wasserkraftkonzerns spreche oder vor einer Schulklasse, sagt er.

Tourismus mit Tiefe betreiben
Eines seiner nächsten Projekte wird die Schaffung eines Wasserkompetenz-Zentrums in Scuol sein, sobald Geldgeber gefunden worden sind. «Es soll ein Pol für Wasser, ein Begegnungs- und Dialogzentrum für Experten und Laien werden, die aus verschiedenen Perspektiven auf das Wasser blicken.» Denn Wassermanagement sei global und lokal für jegliches Leben zentral.
Ernst Bromeis arbeitet oft mit Tourismusorganisationen zusammen. Der Tourismus verfolgt aber meist andere Ziele als die Sensibilisierung auf Umweltthemen. Wie verträgt sich das? Zum ersten Mal im Gespräch sucht der Wasserbotschafter kurz nach Worten. «Den Tourismus in den Alpen auszuklammern ist illusorisch. Aber man kann ihn mit mehr Tiefe betreiben – als Kultur- und Wissenstourismus.» Um das zu erreichen, dürfe man sich nicht blind gegen ihn stellen, sondern man müsse sich integrieren.
Er werde oft darauf angesprochen, ob aufgrund seiner Arbeit weniger Menschen verdursten, oder weshalb er in der wasserreichen Schweiz als Botschafter agiere und nicht in Afrika. Darauf erwidere er jeweils, dass das Element Wasser alle betreffe, auch diejenigen, die keinen Mangel haben. «Es stellt sich uns nicht die Frage, ob wir mit dem Wasser umgehen, sondern wie wir damit umgehen.»

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Wasserbotschafter mit sportlichen Ambitionen
Ernst Bromeis, Jahrgang 1968, absolvierte nach der Ausbildung zum Primarlehrer ein Sportstudium an der Universität Basel. Daraufhin liess sich der gebürtige Engadiner zum Trainer der Triathleten bei Swiss Olympic ausbilden. Vor fünf Jahren kündigte der in Davos wohnende Familienvater seinen Job in der Kommunikation, um Vollzeit-Wasserbotschafter zu werden. Neben diversen Projekten und Publikationen rund um das Element Wasser erregte 2012 sein gescheiterter Versuch, den Rhein vom Ursprung bis zur Mündung zu durchschwimmen, grosses Aufsehen.
www.dasblauewunder.ch

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aus: Szene Alpen Nr. 98 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/5222)