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Publikation

Mega-events and impacts on tourism: the predictions and realities of the Lillehammer Olympics

Erscheinungsjahr1999
HerausgeberBeech Tree Publishing
VerlagBeech Tree Publishing
ErscheinungsortGuildford
ISBN/ISSN1461-5517
Seitenanzahl11
Spracheen
Bezughttp://www.ingenta.com/isis/browsing/TOC
ZeitschriftImpact Assessment and Project Appraisal
Seiten11
Zeitschriften Nr.4/1999
Dokumentarteinzelner Artikel Zeitschrift
Die Studie vergleicht Prognosen und Wirklichkeit der touristischen Entwicklung, welche vn den Winterspielen 1994 erwartet wurden bzw. eingetreten sind. Zur Untersuchung der festgestellten Divergenzen vergleicht sie zudem die Entwicklung der Austragungsorte der olympischen Winterspiele von Calgary (1988) und Albertville (1992). Die Studie kommt zu eindrücklichen Ergebnissen: In Lillehammer wurde sehr viel mehr und konzentrierter gebaut als ursprünglich geplant. Die Übernachtungszahlen im weiteren Einflussbereich von Lillehammer nahmen zwischen den Referenzperioden (1989-91 bzw. 1995-97) nur wenig stärker zu als im Landesdurchschnitt (von 100 auf 132% gegenüber 126%). Die tatsächlich eingetretene Entwicklung in der erwähnten Zeitspanne lag zwischen 55% und 85% unter der Prognosen, obschon fünfmal mehr Mittel in die Olympischen Spiele investiert wurden als zum Zeitpunkt der Prognosen vorgesehen war. Bei den kaufkräftigen Touristen wurde nur 1% der vorgesehenen Entwicklung erreicht. Es erfolgte eine extreme zeitliche und räumliche Konzentration der Nachfrage in Lillehammer selber, wobei sich die peripheren Gebiete sogar noch weniger entwickelten als der Landesdurchschnitt. Die überrissene Erwartung führte zu zahlreichen Bankrotten (darunter von 40% der Full Service - Hotels von Lillehammer), zu einer Überversorgung an Infrastrukturen (d.h. zu hohen Kosten), zur kostenlosen Abgabe der zwei grössten Alpensporteinrichtungen an einem neuen Besitzer (zur Vorbeugung der Zahlungsunfähigkeit), zu einer Senkung der Bettenauslastung in der Hotellerie in Lillehammer von 50% (1988) auf nur noch 40% (1997), zu einer Senkung der öffentlichen Ausgaben von Lillehammer um 12-15%. Das mit der Austragung der Winterspiele gleichzeitig lancierte Förderprogramm des norwegischen Staates in 20 ausgewählten Destinationen kostete, gemessen an der Gästezunahme über 100 mal weniger als die Olympischen Spiele. Die Spiele erzeugten bloss 300 neue Vollstellen bei Kosten für die öffentliche Hand von gegen 3 Mio. US$ pro Stelle. Aufgrund einer Flexibilitätsanalyse kommt die Studie sodann zum Schluss, dass die touristische Entwicklung Norwegens zwischen 1991 und 1997 praktisch unabhängig von den Olympischen Winterspielen von 1994 erfolgte und primär von der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes infolge des Aufstiegs zum zweitgrössten erdölexportierenden Land der Erde abhing. Die vergleichende untersuchte Entwicklung von Calgary (Winterspiele 1988, Erhöhung der touristischen Nachfrage um 10-20% danach) sowie von Albertville (1992, + 10-15%) folgte ähnlichen Mustern und war ebenso wenig eine Folge der Austragung der Spiele. Im ersten Fall wurzelte der Aufschwung zur Hauptsache in der starken wirtschaftlichen Entwicklung der nahe gelegenen kanadischen Provinz Albertas (bedingt durch Steuererleichterungen auf Erdölprodukte), im zweiten in der Erholung der inländischen Kaufkraft (1990-92: lahme Wirtschaftsentwicklung in Frankreich), der starken Zunahme der britischen Gäste als wichtigstes Wachstumssegment (infolge Preiserhöhungen in der Schweiz und Österreich) sowie der besseren Schneeverhältnissen als in den Jahren zuvor. Die Studie kommt zum Schluss, dass in beiden Vergleichsfällen die Olympiaeffekte vernachlässigbar seien. Sie ortet die Fehlprognosen im Vergleich zu Wirtschaftsstudien, welche auf anderen Voraussetzungen basieren, auf unklar definierte Bezugsperimeter und auf den Wunsch, ein Image zu kreieren. Sie erwähnt eine Studie von Crompton (1995: Economic impact analysis of sport facilities and events: eleven sources of misapplication, Journal of Sport Management 9(1), 14-35), wonach verschiedentlich Fehlprognosen absichtlich produziert wurden, um Publikum und Entscheidungsträger zu hohen Erwartungen und hohen Investitionen zu veranlassen. Als wichtigste Empfehlung zuhanden der Planer schlägt die Studie vor, vorerst einmal die Auswirkungen von Grossanlässen unter Annahme gleichbleibender wirtschaftlicher Faktoren zu untersuchen und sodann diese zu flexibilisieren, um die Folgen realistischer einschätzen zu können. Sie erachtet eine realistische Einschätzung der touristischen Entwicklung und eine Planung im Einklang mit den langfristigen lokalen Verhältnissen als notwendig. Sie legt Wert auf eine klare Definition des untersuchten Perimeters.
Luca Vetterli, WWF 19.4.2000