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"Wählt nicht den einfachsten Weg!"

06.10.2015
Als Gründerin einer internationalen Managementschule in Bled gehört Danica Purg zu den Pionierinnen in Slowenien. Ihren Erfolg schreibt sie vor allem ihrem persönlichen Engagement zu.
Bild Legende:
(c) IEDC Bled School of Management

Slowenien war das erste Übergangsland, das nach der Wende ein Amt für Gleichstellung und Gender Mainstreaming gründete. Wer nun aber glaubt, dass die Gleichberechtigung von Frauen in Slowenien oder in anderen Ländern Mitteleuropas erst nach 1990 grössere Beachtung und Unterstützung fand, der liegt falsch. Das zeigt meine eigene Geschichte.
Ich bin in Haloze geboren, in einem damals noch weitgehend unerschlossenen Teil Sloweniens. Schon in der Oberschule musste ich Geld verdienen, weil es für meine Eltern schwer war, die Familie durchzubringen. In dieser Situation lernte ich schnell, kreativ zu sein und jede Chance zu nutzen, um meine Träume zu verwirklichen. Mit einer solchen Einstellung hatte man als junger Mensch im damaligen Jugoslawien – egal ob Mann oder Frau – viele Möglichkeiten. Ich konnte an der Sorbonne in Paris studieren, auch wenn ich mir als Tellerwäscherin und Au-pair meinen Lebensunterhalt verdienen musste. 1985 bot mir der damalige Präsident der slowenischen Wirtschaftskammer an, eine moderne Managementschule im slowenischen Teil Jugoslawiens aufzubauen. All hatte nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Ich nutzte ganz einfach meine Chancen.
Als ich den Begriff der «gläsernen Decke» zum ersten Mal hörte, war ich bereits Direktorin der Managementschule. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der männlichen Hochschulabsolventen in Slowenien um 130 und die der weiblichen Absolventen um 300 Prozent gestiegen. 2012 waren fast zwei Drittel der Hochschulabsolventen in Slowenien Frauen. Wo sind sie heute? In unseren Kursen für junge Führungskräfte liegt der Frauenanteil der Studierenden bei knapp 50 Prozent und manchmal sogar darüber. Im Master-Studiengang und in den längeren Studiengängen sinkt jedoch der Frauenanteil auf 30 Prozent, und in den Top-Management-Seminaren ist er noch geringer.
Wo sind die Managerinnen und weiblichen Führungskräfte? Das erste Argument ist natürlich, dass sie eine Familie haben. Aber in den meisten Fällen haben sie auch einen Partner. Wenn das der Hauptgrund ist, dann muss es dafür eine Lösung geben.
Mein Rat an junge Frauen: Wählt nicht den einfachsten Weg! Sucht nach Herausforderungen und gebt nicht anderen die Schuld, wenn ihr scheitert. Macht nicht das System, eure Eltern, LehrerInnen, KollegInnen oder Partner dafür verantwortlich. Versucht es immer wieder, entdeckt und entwickelt eure persönlichen Stärken. Sucht euch einen Mentor oder eine Mentorin, der ihr vertraut. Engagiert euch in internationalen Netzwerken, unterstützt euch gegenseitig – und gebt nie auf!

Danica Purg
Direktorin IEDC Bled School of Management, Slowenien