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Nationalpark Adula: Geburt mit Komplikationen

25.05.2016 / alpMedia
Der zweite Schweizer Nationalpark entspringt einem neuen Verständnis von Naturschutz. Doch die partizipativ erarbeitete Charta geht dem Bundesamt für Umwelt zu wenig weit. Hat es dem «Parc Adula» damit einen Bärendienst erwiesen?
Bild Legende:
Naturjuwel: Die Greina-Ebene liegt in der Kernzone des «Parc Adula». © Roland / flickr.com

Von unten entwickelt statt von oben diktiert, nahm der «Parc Adula» in den letzten 15 Jahren Gestalt an. Im Gegensatz zum bestehenden Nationalpark im Unterengadin wird im zweiten Nationalpark der Schweiz eine wirtschaftliche Nutzung ebenso angestrebt wie eine Aufwertung der Natur- und Kulturlandschaft. Die Gesamtfläche von über 1᾿200 Quadratkilometern erstreckt sich über zwei Kantone und drei Sprachregionen. In der Kernzone von 145 Quadratkilometern liegt auch die Greina-Ebene, die einst hätte geflutet werden sollen.

Vor kurzem bekamen die Parkverantwortlichen Post aus Bern: Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) nimmt kritisch Stellung zur Charta – drei Monate nach Ablauf der Vernehmlassungsfrist. Die Charta ist ein Management-Plan für die ersten zehn Betriebsjahre und sollte der Bevölkerung in den 17 beteiligten Gemeinden noch dieses Jahr zur Abstimmung vorgelegt werden. Hauptkritikpunkt: Die Aussage in der Charta sei falsch, wonach es in der Umgebungszone keine neuen Regelungen gebe. Dies sei eine überraschende Wende, sagt Patrick Walser, Leiter Kommunikation beim «Parc Adula», sei doch das Bafu im ganzen Prozess involviert gewesen. Die Parkverantwortlichen möchten jedoch an der Charta und am Fahrplan festhalten. «Es ist ein Projekt der Gemeinden, nicht des Bafu.» Offen ist, was das für die Finanzierung und für das angestrebte Nationalpark-Label bedeutet.

Die Stellungnahme des Bafu würde den Kritikern Vorschub leisten, befürchtet Sep Cathomas, der als Präsident des Fördervereins «Pro Parc Adula» seit Jahren Menschen vom Wert eines solchen Parks zu überzeugen versucht. «Man muss erst die Vorteile vermitteln, dann sind die Leute auch eher zu Einschränkungen bereit.» Für Urs Tester von der Schweizer Umweltorganisation pro natura ist es in erster Linie ein Kommunikationsproblem. «Einer der grössten Fehler ist zu sagen: Ihr bekommt etwas, müsst aber nichts dafür geben.» Er vermisst in der Charta ein klares Bekenntnis, den Park im Laufe der Zeit im Hinblick auf die angestrebten Ziele zu verbessern.

Quellen und weitere Informationen: www.parcadula.ch/de/News/bottom-up.html, www.pronatura.ch/news-de/items/ja-zur-natur-ja-zur-zukunft-der-region, www.greina-stiftung.ch