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Chemie in den Alpen – unerwünschte Souvenirs

20.04.2016 / alpMedia
Nicht nur Feinstaub ist für Mensch und Tier belastend, auch Chemikalien lagern sich in den Alpen ab. Die Outdoor-Branche als einer der Verursacher bewegt sich nur schrittweise.
Bild Legende:
Mit Chemie unterwegs. Langlebige organische Schadstoffe der Outdoorindustrie schädigen die Natur und unsere Gesundheit. © James Peacock / flickr.com

Als OutdoorsportlerIn trägt man bisweilen zur Verbreitung von langlebigen organischen Schadstoffen (POPs) bei. In die Umwelt gelangen POPs hauptsächlich als unerwünschte Nebenprodukte bei industriellen Prozessen. Neben unzähligen anderen Einsatzbereichen, zum Beispiel in der Autoindustrie oder  der Elektronikbranche, kommen POPs auch in der Outdoorindustrie zur Anwendung, etwa in Färbeprozessen oder um Ausrüstungen schmutz- und wasserabweisend zu machen. Angefangen bei Kleidern und Schuhen über Skiwachs bis hin zu Schlafsäcken wird bei der Produktion überall auf chemische Substanzen zurückgegriffen. Die Kälte hoch gelegener Alpengebiete sorgt dafür, dass sich die Schadstoffe dort besonders anreichern und lange verbleiben.

Das internationale Forschungsprojekt Monarpop hat im Auftrag des österreichischen Umweltbundesamts an 40 Standorten im Alpenraum in der Luft, im Wasserkreislauf (im Schnee) und in der Biomasse (in Baumnadeln) POPs nachgewiesen. Erstmals liegt nun eine Zeitreihe vor. Dabei wurden Werte erfasst, die sich mit denen von Städten vergleichen lassen. Die Alpen wirken laut den Forschenden für Luftmassen, die Schadstoffe transportieren, als natürliche Barriere, sodass sich diese anreichern.

In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit war bisher vor allem die Feinstaubbelastung in Alpentälern und entlang der Transitachsen ein Thema. Besonders bedenklich: Langlebige organische Schadstoffe reichern sich nicht nur in der Luft an, sondern auch in biologischem Material. Das bedeutet, sie finden sich in unserem Essen und in unserem Trinkwasser und gelangen so in den Körper. Sie gelten nachweislich als gesundheitsschädigend, sind krebserregend und hormonaktiv und werden mit Schädigungen des Immun- und Fruchtbarkeitssystems in Zusammenhang gebracht. Vorsorglich wird deshalb ihre Verwendung im «Stockholmer Übereinkommen» der Vereinten Nationen geregelt. Die Studie zeigt jedoch, dass die darin getroffenen Vereinbarungen nicht ausreichen, um dem Problem entgegenzuwirken.

Zumindest BergsportlerInnen haben es in der Hand, der Verbreitung solcher Schadstoffe entgegenzuwirken: Laut Greenpeace verwenden einige Outdoor-Bekleider fluorfreie reziklierte Membrane aus Polyester und fluorfreie Imprägnierungen. Gütesiegel geben Orientierung.

 

Quellen und weitere Informationen: www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/news2016/news_160322/, www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0546.pdf, www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/s01761_greenpeace_chemie_natur_08092015_1.pdf, http://chm.pops.int/TheConvention/Overview/tabid/3351/Default.aspx (en), https://utopia.de/0/magazin/die-wichtigsten-siegel-fuer-kleidung-ohne-gift

abgelegt unter: Schadstoffe, alpMedia 04/2016