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Standpunkt: Biologische Vielfalt: Weniger reden, mehr tun!

17.05.2017
Am 22. Mai feiern wir den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt. Nach Martha Dunbar, Projektleiterin für Biodiversität und Landschaft bei CIPRA International, treten wir auch 2017 auf der Stelle.
Bild Legende:
Martha Dunbar, Projektleiterin Biodiversität und Landschaft bei CIPRA International © Caroline Begle.

Es war 1992, als das Übereinkommen über biologische Vielfalt an der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Brasilien, zur Unterzeichnung freigegeben wurde. Seither hat der Begriff «biologische Vielfalt» bzw. «Biodiversität» an Bekanntheit und Bedeutung gewonnen. Auch die Alpenkonvention hat sich die Bewahrung der immensen alpinen biologischen Vielfalt zum Ziel gesetzt, unter anderem mit einem Schwerpunkt im Mehrjährigen Arbeitsprogramm der Alpenkonferenz. Dennoch, ein Vierteljahrhundert nach der Konferenz in Rio und Unterzeichnung der Alpenkonvention verzeichnen wir nach wie vor enorme Verluste an Biodiversität. Warum? Was ist es, das uns hindert zu handeln?

«Lasst uns den Mut haben, in die Augen unserer Kinder zu schauen und zuzugeben, dass wir versagt haben, dass wir nicht aufgehört haben, die biologische Vielfalt zu zerstören und ihre Zukunft zu verpfänden.» Eine klare Botschaft, die Ahmed Djoghlaf, damaliger Generalsekretär der Biodiversitäts-Konvention, 2010 an die Teilnehmenden der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen in Nagoya, Japan, richtete. Schätzungen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) zufolge sterben Arten heute 10ʼ000 Mal schneller aus als von der Natur vorgesehen. In Europa beispielweise ist jede vierte Säugetierart und jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. In den Alpen drohen 45 Prozent der Pflanzenarten bis 2100 auszusterben.

Heute, im Jahr 2017, können wir mit Gewissheit sagen, dass das Ziel, die Verluste natürlicher Lebensräume zu halbieren, nicht erreicht wird. Was, wenn die Zukunft nicht in der Arbeit von Regierungen und völkerrechtlichen Verträgen, sondern näher bei den Menschen liegt? Partizipative Ansätze gewinnen in der Umweltpolitik an Bedeutung. Diese fordern eine Machtverschiebung weg von den Regierungen hin zu den Menschen. Haben wir das nötige Vertrauen in die Menschen, um ihnen ausgewogene Entscheidungen zuzutrauen?

Das diesjährige Motto des 22. Mai «Biodiversität und nachhaltiger Tourismus» könnte nicht weiter von den Massnahmen entfernt sein, die wir zum Schutz der Biodiversität brauchen. Die biologische Vielfalt dient als Vorwand, um neue Destinationen und «nachhaltige» touristische Strategien aus dem Boden zu stampfen. WissenschaftlerInnen und ExpertInnen müssen die Zahlen und die Fakten kennen, wir aber müssen uns unserer Verantwortung bewusst sein. Gemeinsam mit Partnern arbeiten wir daran, dafür zu sensibilisieren – am Internationalen Tag der Biodiversität und das ganze Jahr über.

 

www.alpconv.org/de/publications/brochures/Documents/MAP_2017-2022_Flyer_DE.pdf