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Alpenstädte fordern Tempo 30

17.09.2013 / Verein Alpenstadt des Jahres
Der Verein "Alpenstadt des Jahres" unterstützt die europäische Bürgerinitiative "Tempo 30 - macht die Strassen lebenswert". Es geht um Sicherheit und Umweltschutz - und um mehr Selbstbestimmung für Gemeinden.
Alpenstädte fordern Tempo 30
Bild Legende:
Tempo 30 ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man durch Entschleunigung Lebensqualität gewinnen kann. © Martti Tulenheimo / flickr.com
Tempo 30 soll in Städten Standard werden, Tempo 50 nur in ausgewählten Strassen gelten. Das ist die Forderung der europäischen Bürgerinitiative "Tempo 30 - macht die Strassen lebenswert". Der Verein "Alpenstadt des Jahres" unterstützt diese Initiative, denn sie verspricht erstens mehr Sicherheit für alle, zweitens trägt sie zum Klimaschutz bei und erweitert drittens den Handlungsspielraum der Kommunen.

Tempo 30 für Klimaschutz und Selbstbestimmung
Klimaschutz hat im Netzwerk der Alpenstädte einen grossen Stellenwert: Der Verein unterstützt den EU-Bürgermeisterkonvent und trägt mit dem EU-Projekt Alpstar zur Entwicklung der Alpen als klimaneutrale Region bei. Tempo 30 in den Innenstädten wäre eine weitere Massnahme zum Klimaschutz: Radfahren würde attraktiver, BusbenutzerInnen kämen ebenso schnell ans Ziel wie AutofahrerInnen und Gemeinden müssten weniger in Radwege investieren. Denn wo die Autos langsam unterwegs sind, gibt es wieder Platz für sanfte Mobilität. Damit steigt auch die Lebensqualität. Zum Beispiel in Graz/A. Dort gilt seit den 1990er Jahren ein generelles Tempo 30-Limit mit Ausnahme der Hauptstrassen. Die Belastung durch NOx-Emissionen in den Wohngebieten hat um 24 Prozent abgenommen.
Ein Tempo 30-Limit als Regel bedeutet ausserdem die Umkehr der bisherigen Praxis: Gemeinden müssten nur noch den kleinen Teil an Strassen ausweisen, auf denen andere Tempolimits notwendig und möglich sind. Über die jeweiligen Strassenabschnitte könnten Gemeinden selbstständig entscheiden. Bisher stellen regionale oder nationale Gesetze je nach Land oft grosse Hürden bei der Einrichtung von Tempo-30 und Begegnungszonen.

Vorreiter Paris, London und Herisau
Europas Metropolen Paris und London haben in diesem Jahr ihre Tempo-30-Zonen stark ausgebaut. Beide Städte argumentieren mit der gestiegenen Sicherheit und Lebensqualität für ihre EinwohnerInnen. Paris erweitert die Anzahl der Tempo-30-Zonen von 70 auf 100 bzw. auf 37 Prozent seines Strassennetzes. In London könnte Tempo 30 bis 2020 flächendeckend für alle Wohngebiete und Einkaufsstrassen gelten.
Das Konzept funktioniert aber nicht nur in Grossstädten: Herisau, die Schweizer Alpenstadt des Jahres 2003, hat seit 2008 ein Konzept für Tempo-30 und Begegnungszonen. Seitdem wurden sieben Zonen eingerichtet, im Juli dieses Jahres kam eine weitere dazu. Herisau setzt dabei auf die Initiative der 15'600 EinwohnerInnen - mit Erfolg: Die Verbesserung der Lebens-und Wohnqualität wird von den BürgerInnen immer wieder betont und eingefordert. Geschwindigkeitsmessungen bestätigen eine hohe Akzeptanz von Auto- und MoppetfahrerInnen.
Unionsbürger können die Initiative noch bis Mitte November 2013 unterschreiben. Werden eine Million Unterschriften gesammelt, muss die EU-Kommission einen Vorschlag erarbeiten.

Weitere Informationen: https://30kmh.eu/oct-web-public/?lang=de, http://de.30kmh.eu/uber-die-initiative, www.tagblatt.ch/ostschweiz/kantonappenzell