CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

News

München 2022: Olympia ohne Worte

23.08.2013 / alpMedia
In knapp zwei Monaten entscheiden die BürgerInnen mehrerer Bayrischer Gemeinden über eine Kandidatur für die Winterspiele 2022 - vier Tage bevor die offizielle Bewerbungsfrist endet. Diskutiert wird über die Bewerbung nur hinter vorgehaltener Hand. Will überhaupt noch jemand Olympia?
Skipiste ohne Schnee
Bild Legende:
Wollen Gemeinden olympische Spiele austragen, müssen sie auch für Schnee sorgen, lautet eine Regelung des Internationalen Olympischen Komitees. © CIPRA
"Ich glaube, München hätte eine sehr gute Chance", sagte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Mitte August. Ein rarer Beitrag in der Diskussion zur gemeinsamen Bewerbung von München, Garmisch-Partenkirchen und dem Berchtesgadener Land für die Winterspiele 2022. Bayern steckt zurzeit im Wahlkampf für die Regierungen auf regionaler und nationaler Ebene. Keine Partei will das Thema Olympia auf der Agenda haben.

Referendum über eine Katze im Sack?
Eine öffentliche Diskussion täte Not: Am 10. November 2013 werden die BürgerInnen der betroffenen Gemeinden befragt. Bei einem Ja müsste das IOC am 14. November die Unterlagen samt Bewerbungsgebühr erhalten. Wer bis dahin grundsätzliche Fragen wie jene der Finanzierung klären soll, da die Parlamente in Bayern und Berlin erst Ende September neu gewählt werden, ist unklar. Die Stadt München, die die Spiele befürwortet, will ihre BürgerInnen rechtzeitig und mit einem Budget von 560'000 Euro über das Projekt Olympia informieren. "Was derzeit über die Bewerbung bekannt ist, reicht bei weitem nicht aus, um die wirkliche Grössenordnung zu beurteilen", warnt Axel Doering vom Bund Naturschutz. Man stimme über eine Katze im Sack ab, einschliesslich Host-City-Vertrag.

Gemeinden zu Schneesicherheit verpflichtet
Der Host-City-Vertrag regelt die Rechte und Pflichten des IOC und der Gemeinden, die die Spiele ausrichten. Als "Knebelungsvertrag" und "sittenwidrig" bewertete ihn unter anderem die Zivilrechtsabteilung Salzburgs, ehemalige Kandidatin für die Winterspiele 2014. So kann das Komitee die Bedingungen ändern, die Kommunen können es aber nicht. In Sotschi sind zum Beispiel zwölf Wettbewerbe nach Unterzeichnung des Host-City-Vertrags dazugekommen. Es liegt am Veranstalter dafür Platz, Sportstätten und Infrastruktur zu schaffen. Die Gemeinden müssen weiter Schneesicherheit garantieren. In einer Studie des Deutschen Alpenvereins hiess es kürzlich, dass in 20 Jahren nur mehr 50 bis 70 Prozent der Bayrischen Skigebiete schneesicher seien - trotz neuer Speicherbecken, Schneekanonen und Schneedepots.

Wenig Lust auf Olympia
"Wir wollen, dass die Spiele ein Vermächtnis haben", erklärte Jacques Rogge kürzlich in einem Interview. Viele BürgerInnen aber wollen dieses Erbe nicht: Im März hatte die Wiener Bevölkerung mit einer Mehrheit von mehr als 70 Prozent eine Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2028 abgelehnt. Kurz darauf legten fast 53 Prozent der BündnerInnen ein Nein für die Spiele 2022 in die Urne. Jetzt, zwei Monate vor Bewerbungsschluss für die Winterspiele 2022, gibt es keine offiziellen Kandidaten. Das Interesse für die Austragung der Spiele war seit über vier Jahrzehnten nicht mehr so gering wie jetzt. Axel Doering warnt vor dem Glauben an Spiele in München, die nun "billig" zu haben seien. Grüne und demokratische Spiele gebe es mit derzeitigen Host-City-Verträgen nicht. "Die ganzen Alpen müssen daher olympiafrei bleiben".
Quelle und weitere Informationen: www.tagesspiegel.de/sport, www.merkur-online.de/lokales/muenchen, www.nolympia.de/2013/08