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Standpunkt: Kooperation statt Kugel

23.08.2013 / alpMedia
Bären sollen schon in Italien abgeschossen werden, bevor sie in die Schweiz einwandern und möglicherweise Probleme machen. Dies fordert die Bündner Regierung. Ist ein vorsorglicher Abschuss wirklich geeignet, um Konflikte mit Menschen zu verhindern?
Karen Schillig
Bild Legende:
Karen Schillig ist Projektleiterin für ökologische Netzwerke bei CIPRA International © Caroline Begle / CIPRA International
Die Reaktion der Politiker ist nachvollziehbar, aber kurzsichtig. Die Menschen sind es nicht gewohnt, Bären in ihrer Umgebung zu wissen, sie haben Angst und reagieren mit Abwehr. Doch es geht auch anders. Im Münstertal beispielsweise wurden essbare Abfälle weggesperrt, Bienenhäuser geschützt und Hunde zum Schutz der Schafe eingesetzt. Wird der Bär nicht durch Nahrung angelockt, kommt er den Menschen nicht zu nahe, läuft nicht Gefahr deswegen erschossen zu werden und kann seine Wanderung fortsetzen.
Das Wissen, wie Mensch und Bär zusammenleben können, ist vorhanden. Zahlreiche internationale Organisationen setzen sich damit auseinander. Zum Beispiel tauschen sich Experten in der Arbeitsgruppe "Grosse Beutegreifer, wildlebende Huftiere und Gesellschaft" der Alpenkonvention regelmässig darüber aus, wie dieses Zusammenleben grenzüberschreitend verbessert werden kann.
Auch internationale EU-Projekte befassen sich mit der Wanderung von Grosstieren und haben bereits konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Vernetzung der Lebensräume umgesetzt. Steht der Bär vor einer unüberwindlichen Barriere, z.B. einer Autobahn, bleibt er gezwungenermassen in der Gegend, egal ob genügend natürlicher Lebensraum und Nahrung vorhanden sind. Eine Grünbrücke würde hier verbindend wirken: zwischen den Lebensräumen des Bären und damit auch zwischen Mensch und Bär. Damit sei nur ein Beispiel von vielen genannt.
Es braucht international gemeinsam erarbeitete Vorgaben, und zwar nicht erst für den Ernstfall - den Konflikt und den unweigerlichen Abschuss - sondern für eine präventive Anwendung von Bärenmanagementplänen. So wie Kinder lernen, nur bei Grün über die Strasse zu gehen, müssen wir lernen, richtig mit Bären umzugehen.
Quelle und weitere Informationen: www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story (de), www.cipra.org/de (de)