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Den Stein ins Rollen gebracht

10.09.2012 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Der Klimawandel ist eine Tatsache. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Das Programm dynAlp-climate des Gemeindenetzwerks «Allianz in den Alpen» war für viele Gemeinden der Startschuss, um Projekte rund um den Umgang mit dem Klimawandel auf die Wege zu bringen.
SA 97: Den Stein ins Rollen gebracht
Bild Legende:
Schlamm, Laub und Holz: Dank «Einladung in den Wald» lernen Kinder in Slowenien das Ökosystem Wald spielend kennen. © Nika Muršak / Občina Kamnik
In den Alpen sind die Temperaturen in den vergangenen 120 Jahren um knapp zwei Grad Celsius gestiegen - beinahe doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Und sie sollen noch mehr steigen. Forscher sagen einen Anstieg von weiteren zwei Grad Celsius für die nächsten 40 Jahre voraus. Der Handlungsbedarf ist demnach gross.
Die Gemeinden und Regionen des Gemeindenetzwerks "Allianz in den Alpen" arbeiten seit langem daran, das Klima nachhaltig zu schützen und Anpassungen an klimatische Veränderungen zu ­ermöglichen. "Es gibt so viele Wege wie Menschen in den Alpen, um positiv auf das Klima zu wirken", so Rainer Siegele, Vorsitzender des Gemeindenetzwerks.
Im Rahmen des Programms dynAlp-climate erhalten die rund 300 Mitglieder während drei Jahren fachliche und finanzielle Unterstützung für Initiativen und Aktivitäten zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. An zehn Veranstaltungen informierten sich GemeindevertreterInnen über Hintergründe und Lösungen zum Klimawandel und tauschten Erfahrungen aus.
Alpenweit wurden 20 Projekte mit einem finanzielle Beitrag gefördert. Die Themenpalette ist breit: energieeffiziente Gebäude, Verkehr, erneuerbare Energien, Tourismus, lokale Produkte, Anpassung, Bürgerbeteiligung, Ausbildung und vieles mehr.
Für die meisten Projekte war dynAlp-climate eine Art Initialzündung. Die Aktivitäten werden auch nach Projektabschluss fortgeführt. ­Darunter sind auch zwei mit Kindern und Jugendlichen: "Einladung in den Wald" und "Energieführerschein". Beide beweisen, dass auch eine Gemeinde mit knappem Budget etwas tun kann.

Der Energieführerschein, ein Intensivkurs
Was ist eigentlich Energie? Wozu braucht es sie? Und was kann jeder tun, um Energie zu sparen? Diese Fragen stellten sich ­SchülerInnen von Sonthofen/D, "Alpenstadt des Jahres 2005", im Rahmen des Projekts "Energieführerschein". Die acht- bis zehnjährigen Sonthofener lernten unter anderem, was Energieverbrauch mit Klimaschutz zu tun hat und was das Besondere an erneuer­baren Energien ist. In Experimenten erprobten sie, wie und wo sich am meisten Strom einsparen lässt. Ein Energiecheck für zu Hause sollte auch die Eltern dazu bringen, ihren Energiebedarf für Wärme und Verkehr zu verringern. Der "Energieführerschein" wurde vom Bund Naturschutz (BN) betreut und durch das Programm dynAlp-climate­ mit 1'500 Euro unterstützt.
Seit Mai 2012 wird der "Energieführerschein" vom neu gegründeten "Bund Naturschutz - Naturerlebniszentrum Allgäu" für alle Drittklässler im Landkreis Oberallgäu angeboten. Das Programm wurde bereits mehrfach gebucht. Der Landkreis Oberallgäu hat inzwischen einen Energie-Beirat einberufen, in dem die BN-Kreis­gruppe mit zwei Personen vertreten ist. Dieser Beirat befürwortet den "Energieführerschein" als wünschenswert für alle 3. Klassen des Landkreises. Derzeit werden Finanzierungsmöglichkeiten ­geprüft.
Auch die Stadt Kempten unterstützt über ihren Klima-Managementplan die Durchführung des Programms in all ihren 3. Klassen ab Sommer 2012 für drei Jahre. Über eine Kooperation des BN-Natur­erlebniszentrums Allgäu mit dem Energie- und Umwelt­zentrum Allgäu "eza!" ist der "Energieführerschein" als Bestandteil der Energieberatung für Kommunen im Landkreis Oberallgäu und in den Allgäuer Nachbarlandkreisen weiter verankert.

www.nez-allgaeu.de

Der Wald als Klassenzimmer
Im dynAlp-climate-Projekt "Einladung in den Wald" motivieren die slowenischen Mitgliedsgemeinden Kamnik, Bovec, Bohinj und Kranjska Gora ihre Kindergärten und Schulen, den Kindern den Wald näher zu bringen - auch wenn es stürmt oder schneit. Jungen Menschen wird so ermöglicht, ihre Freizeit in der Natur zu verbringen und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensraum Wald zu entwickeln. Und sie lernen spielend, welche Auswirkungen der Klimawandel hat und wie man ihm begegnen kann.
Der Kindergarten in Kamnik organisierte zahlreiche Workshops, die anschliessend auch von Grundschulen übernommen wurden. In der zweiten Phase wurde das Projekt auf die übrigen Alpengemeinden Bovec, Bohinj und Kranjska Gora ausgeweitet. Gemeinsam erfuhren die erwachsenen TeilnehmerInnen, dass der Wald nicht nur einen spannenden Lehrinhalt für das vierte Schuljahr hergibt, sondern auch als ungewöhnliches "Klassenzimmer im Grünen" für alle Altersgruppen und Unterrichtsfächer genutzt werden kann. ­Damit die "Einladung in den Wald" auch nach Projektabschluss gültig bleibt, wurde der so genannte "Waldmontag" entwickelt: Jeden Montag verbringen die Kinder im Wald.
Bei der Umsetzung des Projektes will man sich in Zukunft vermehrt auf die Arbeit mit den LehrernInnen und ErzieherInnen konzen­trieren, damit die Ziele sowohl des "Waldmontags" als auch des permanenten Lernprozesses in der freien Natur erreicht werden. Das Projekt wird mittlerweile auch von anderen Gemeinden übernommen und durch das nationale Amt für Schulwesen als inno­vatives Projekt gefördert.

www.alpenallianz.org/dynalp-climate
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Gemeinden machen Klima
"Allianz in den Alpen" ist ein Zusammenschluss von über 300 Gemeinden, die sich gemeinsam dafür einsetzen, die ­Alpen als zukunftsfähigen Lebensraum zu gestalten. Die CIPRA war 1997 an der Gründung des Gemeindenetzwerks beteiligt und nimmt seit 2000 einen Teil der Sekretariatsaufgaben für das Netzwerk wahr. Sie koordiniert die Auswahl und Umsetzung der 20 finanzierten Projekte, die Organisa­tion von Veranstaltungen sowie die an die Mitgliedsgemeinden und an andere Zielgruppen gerichteten Kommunika­tionsaktivitäten zum Thema Klimaschutz.
Das Programm dynAlp-climate verfügt bei einer Laufzeit von drei Jahren über ein Budget von insgesamt rund zwei ­Millionen Euro. 800'000 Euro kommen von der MAVA ­Stiftung für Natur, ein Teil von Kofinanzierungen von ­Gebietskörperschaften und weiteren Förderungen.
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aus: Szene Alpen Nr. 97 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/5017)