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Konzertiertes Wassermanagement

13.07.2012 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Wasser gehört allen und niemandem. Um Verteilkämpfe und Ausbeutung zu vermeiden, haben sich Akteure in Frankreich vertraglich zu einem abgestimmten Vorgehen verpflichtet, so auch am Annecy-See und im Einzugsgebiet des Flusses Fier.
Konzertiertes Wassermanagement
Bild Legende:
Die Wassernutzung am Annecy-See ist vertraglich geregelt. © JM Favre / OZ Images
Die Stadt Annecy am gleichnamigen See wird von einer Vielzahl von Kanälen durchzogen. Diese werden teils gespiesen vom Fluss Fier, der im Osten im Aravis-Gebirge entspringt, unterwegs mehrere Flüsse aufnimmt und zwei Schluchten und das Stadtzentrum von Annecy durchströmt, bevor er weiter westwärts Richtung Rhone zieht. Die Nutzung des Fluss- und Seewassers indes ist je länger je ungerechter verteilt und der Zustand der Gewässer hat sich zunehmend verschlechtert. Aus diesem Grund haben sich die lokalen Akteure 2009 vertraglich zu einem gemeinsamen Wassermanagement im Einzugsgebiet des Flusses Fier und des Annecy-Sees verpflichtet, dem «Contrat de bassin».
Insgesamt 58 Akteure der Wasserwirtschaft und -nutzung sind in einem «Comité de bassin» vertreten. Dieses Komitee ist ein wichtiges Forum des Dialogs und des Austauschs in einem Gebiet, in dem die Zuständigkeiten auf verschiedene Ebenen verteilt sind und sich Massnahmenbereiche überschneiden. Das «Comité de bassin» ermöglicht ein konzertiertes Vorgehen bei der gemeinsamen Entwicklung eines Aktionsprogramms.

Stetes Engagement nötig
Die Mitglieder des Komitees haben dabei eine wichtige Scharnierfunktion: Sie informieren ihre jeweiligen Interessensgruppen über die Diskussionen und Resultate und bringen deren Erwartungen und Ideen wiederum ins Komitee ein. Neue Beteiligungsformen der ­Öffentlichkeit werden erprobt. So sollen kleinere operative Ausschüsse, die flexibler arbeiten können, nach und nach interessierte Bürgerinnen und Bürger, Fischer, Landwirte, Gewerbetreibende u.a. für die Initiative gewinnen.
Ein auf die Laufzeit des Projekts begrenzter Massnahmenkatalog ist nicht ausreichend. Damit die Massnahmen nachhaltig greifen, braucht es eine langfristig ausgelegte Kommunikationsstrategie. Dabei geht es um viele Aspekte. So muss zunächst eine gemeinsame Arbeitsdynamik entwickelt werden, indem zum Beispiel der Dialog zwischen Landwirten, Waldbesitzerinnen, Fischern, Skiliftbetreibern und Trinkwassererzeugern gefördert wird. Weiters sollen die Bürgerinnen und Verbraucher für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser sensibilisiert werden. Auf einem Lehrpfad an einem Bachufer erfahren die Menschen, wo das Wasser herkommt, das bei ihnen zu Hause aus dem Hahn fliesst.

Rahmen für lokales Handeln
Im Einzugsgebiet des Chéran, dem Hauptzufluss des Fier, wurde vor einigen Jahren ein «Contrat de bassin» abgeschlossen. 4800 Schülerinnen und Schüler erfuhren an Wanderungen und Vorträgen, was es mit der Ressource Wasser auf sich hat. Eine Wanderausstellung mit dem Titel «Quel Chéran pour nos enfants? – Welchen Chéran für unsere Kinder?» sensibilisierte zudem Kinder und Erwachsene für die Wasserthematik.
Der «Contrat de bassin» bietet also neue Impulse für das Wassermanagement. Allerdings stellt der Vertrag lediglich einen Rahmen für die Entwicklung einer lokalen Governance dar. Jedes «Comité de bassin» muss selber geeignete Instrumente für die Umsetzung des Wassermanagements finden.

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Handeln auf lokaler Ebene
Das Label «Contrat de bassin» bezeichnet einen Vertrag zwischen den Wasserverwaltern, den Finanzierungspartnern und dem Staat. Die Unterzeichner des Vertrags ­verpflichten sich, eine Reihe von Massnahmen zur Verbesserung der ­Wasserqualität durchzuführen und zu unterstützen sowie Wasserläufe und Feuchtgebiete zu verwalten und zu pflegen. Für jeden Vertrag wird ein eigenes «Comité de bassin» eingesetzt. Das Vorgehen entspricht den Grundsätzen der EU-Wasserrahmenrichtlinie: International abgestimmtes Handeln im gesamten Einzugsgebiet, Anregung und Unterstützung lokaler Massnahmen, Förderung der Konzertierung und Beteiligung der Öffentlichkeit.

aus: Szene Alpen Nr. 96 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/4960)