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Verein Alpenstadt des Jahres: «Keine Stadt kommt am Klimaschutz vorbei»

29.03.2011 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Hubert Buhl über Städte als Vorreiter beim Klimaschutz, grüne Leitbilder und eine Auszeichnung, die Kommunen verändern kann:
Hubert Buhl
Bild Legende:
Hubert Buhl © Madeleine Rohrer / CIPRA International
Sie sind Bürgermeister von Sonthofen/D, das 2005 zur "Alpenstadt des Jahres" gewählt wurde, und jetzt auch Vorsitzender des gleichnamigen Vereins - was haben Sie sich vorgenommen?
Wir wollen die Kooperation der Städte verstärken. Bessere Synergien soll es auch mit anderen Organisationen geben, die von der CIPRA betreut werden, z. B. dem Gemeindenetzwerk "Allianz in den Alpen". Wir wollen erreichen, dass jede Stadt die positiven und negativen Erfahrungen der anderen nutzen kann, um schneller voran zu kommen.

Sie wollen erreichen, dass Städte die Ziele der Alpenkonvention umsetzen. Was bedeutet das?
Die Alpenkonvention ist in den Ländern, wo sie rechtskräftig ist, zum Teil nicht einmal bekannt, geschweige denn gelebte Wirklichkeit. Um sie stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern, haben wir gemeinsam mit dem Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention bereits zwei Tagungen organisiert, die auch gut besucht waren. Hoffnungsvoll stimmt mich, dass die Alpenstädte
unseres Netzwerkes sich bei der Umsetzung der Konvention zum Vorreiter machen. In Sonthofen etwa ist sie ein wesentlicher Teil des Leitbilds der Stadt.

Häuser produzieren ein Drittel des gesamten Ausstosses von CO2. Was können Städte zum Klimaschutz beitragen?
Sehr viel. In den Alpen leben mittlerweile die meisten Menschen in Städten. Dort ist es aufgrund der verdichteten Wohnweise leichter, die Energieeffizienz zu verbessern, etwa mit Fernwärme aus regenerativen Quellen. Viele Kommunen unterstützen ausserdem die energetische Sanierung von Gebäuden.

Bozen, ebenfalls Mitglied in Ihrem Verein, will bis 2030 klimaneutral sein. Wie können Sie weitere Städte für solch ehrgeizige Ziele gewinnen?
Ich weiss von einigen Städten, die derzeit sehr intensiv über die Vision Klimaneutralität diskutieren. Dieses Thema ist ein Schwerpunkt des Vereins in den nächsten Jahren. Wir wollen die wichtigen Vorarbeiten von Bozen nutzen und deren Programme so aufbereiten, dass andere Städte sie an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen können.

Sie arbeiten mit 13 recht unterschiedlichen Städten aus sieben Staaten in vier Sprachen zusammen. Das klingt ziemlich kompliziert.
Wenn Menschen wirklich zusammenarbeiten wollen, sind solche Hürden überwindbar. Das Verbindende, dass alle Städte in den Alpen liegen und damit ähnliche Probleme haben, überwiegt. Ausserdem unterstützt uns die CIPRA, die unsere Geschäftsstelle ist - in jeder Hinsicht eine wertvolle Übersetzerin und Brückenbauerin.

Warum sollte sich eine Kommune um den Titel "Alpenstadt des Jahres" bewerben?
Der Titel signalisiert: Hier ist eine fortschrittliche Stadt, die Umweltprobleme anpackt. Das kann sogar ein Pluspunkt beim Standortmarketing sein und die Stärken punkto Wirtschaft und Wohnkultur unterstreichen. Meine Stadt profitiert noch heute von der Auszeichnung. Sonthofen befand sich damals in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Der Titel hat zu einer Aufbruchsstimmung beigetragen, die uns aus dem Tal geholfen hat.

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Alpenstädte als Motor für energieeffizientes Bauen
Die Belange von Wirtschaft, Umwelt und Sozialem schliessen sich nicht gegenseitig aus. Städte im Alpenraum, die alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit in ihrer Gemeinde vorbildlich umsetzen, ganz im Sinne der Alpenkonvention, werden seit 1997 von einer internationalen Jury zur «Alpenstadt des Jahres» gekürt. Die ausgezeichneten Städte arbeiten in einem Verein zusammen, dessen Geschäftsstelle CIPRA International betreut. Im Rahmen einer climalp-Exkursion haben die Alpenstädte im April 2010 unter anderem ausgezeichnete energieeffiziente Gebäude in Bozen/I besucht und dazu Wissen und Erfahrungen ausgetauscht.

Quelle: Jahresbericht 2010 CIPRA International
www.cipra.org/jahresberichte