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Kyoto ist ein bisschen wenig …

19.07.2006 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Die Alpenkonvention und ihre Durchführungsprotokolle erwähnen den Klimawandel kaum. Dabei hätten die Alpen das Potenzial, die Minimalforderungen des Kyoto-Protokolls massiv zu übertreffen.
Red. In der Alpenkonvention ist kaum vom Klimawandel die Rede. Grosse Ausnahme ist das Energieprotokoll, in dem schon in der Präambel auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, "die Treibhausgasemissionen auch im Alpenraum zu verringern und damit auch die Verpflichtungen aus dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über die Klimaänderungen zu erfüllen". Entsprechend werden die Schaffung von Rahmenbedingungen sowie konkrete Massnahmen zur Energieeinsparung, Energieerzeugung, -transport, -versorgung und -verwendung gefordert, welche einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt, zur Schonung der Ressourcen sowie zur Klimavorsorge leisten sollten.
In Artikel 5 des Protokolls verpflichten sich die Vertragsparteien zur Förderung und Umsetzung kommunaler und lokaler Energie- und Klimaschutzkonzepte, und auch die Forschung zu den Auswirkungen des Klimawandels soll gemäss Art. 15 harmonisiert werden.

Alpenkonventionsresolution als Lösung?
Im mehrjährigen Arbeitsprogramm der Alpenkonferenz für 2005 bis 2010 ist von den Auswirkungen des Klimawandels auf die Destination Alpen die Rede, auch die Auswirkungen auf Naturgefahren und die Ressource Wasser werden angesprochen. Zu letzterem Thema hat die Alpenkonvention eine "Arbeitsgruppe Naturgefahren" eingerichtet, die sich allerdings nicht schwerpunktmässig mit dem Klimawandel beschäftigt.
Der Österreichische Umweltminister Pröll hat vor einem Jahr versprochen, für die österreichische Vorsitzperiode bei der Alpenkonvention - 2005 und 2006 - "die Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpenregion auf die Tagesordnung zu setzen". Er möchte nun den UmweltministerInnen für die 9. Alpenkonferenz im November 2006 eine Resolution zur Verabschiedung vorlegen.

Die Alpen können mehr
Im Entwurf dazu ist von Vermeidungs- und Anpassungsstrategien die Rede. Weiter wird gefordert, dass die Plattform Naturgefahren der Alpenkonvention sich mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt und dass eine noch einzusetzende Arbeitsgruppe Wasser die Konsequenzen der Klimaänderung für die Ressource Wasser in den Alpen untersucht.
Das ist alles gut und recht, aber das sind nur Vorarbeiten. Die Delegierten der CIPRA haben im Rahmen der Jahresfachtagung eine Resolution verabschiedet. Darin fordern sie allerdings mehr als eine neue Untersuchung über Auswirkungen und den vertieften Austausch von Best Practice, obwohl sie die Wichtigkeit von solchen Aktivitäten anerkennen. Es ist jedoch so, dass es an der Zeit wäre, mehr zu tun.

Modellregion Alpen
Die CIPRA fordert neben Strategien zur Anpassung an den Klimawandel, dass die Alpen sich als Klima-Modellregion profilieren. Es steht fest, dass die im Kyoto-Protokoll vorgeschriebenen Ziele bei weitem nicht ausreichend sind, um das Problem des Klimawandels zu lösen. Die Alpen hätten das Potenzial, viel weiter zu gehen als Kyoto:
- Die Alpen sind im globalen Vergleich eine wohlhabende Region. Massnahmen zur Energieeinsparung, die sich mittelfristig finanziell auszahlen, kann man sich hier leisten.
- Das Know-how ist vorhanden. Zum Beispiel im Bereich des Bauens von Häusern, die fast keine Energie für die Heizung brauchen: Die CIPRA hat im Projekt climalp gezeigt, wie enorm die Potenziale hier sind.
- Die Ressourcen sind da: Bei einem schonenden Umgang mit den erneuerbaren Ressourcen könnten sich die Alpen weitgehend aus der Abhängigkeit vom Erdöl befreien. Wo gibt es zum Beispiel so viel Wald wie in den Alpen, wo scheint die Sonne dank der Nebelfreiheit auch im Winter so lange und intensiv?

Glaube an Visionen
Eine Klima-Modellregion Alpen ist jedoch mit einem Minderwertigkeitskomplex nicht zu haben. Dafür bedarf es Selbstbewusstsein und den Glauben an Visionen. In den Alpen gibt es Leute, die diese Eigenschaften haben.
Die Alpenkonvention auf staatlicher Seite, NGOs wie die CIPRA und ihre Mitgliedsorganisationen im gesellschaftlichen Bereich haben das Potenzial und das Know-how, um diese Vision gemeinsam voranzubringen. Die Alpenkonvention sollte dafür einen Zeit- und Massnahmenplan erarbeiten.