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Schutzwaldsanierung in den bayerischen Alpen

Stellungnahme der CIPRA Deutschland e.V. zu einem Fachgespräch der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag am 11.5.2000

Der Zustand der Bergwälder ist heute weit von der erforderlichen Schutzfunktion entfernt. Die Nordalpen und damit auch der bayerische Alpenraum sind besonders betroffen.

1969 haben das Bayerische Staatsministerium des Inneren und das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nicht nur ein Bergwald-Sanierungsprogramm entwickelt, sondern diesem auch eine eindeutige Analyse und Diagnose des Schutzwaldes im bayerischen Alpenraums vorangestellt.
Das 1996 gestartete Schutzwaldsanierungsprogramm im Freistaat Bayern greift jedoch längst nicht in der notwendigen Konsequenz.
Auch das Bekenntnis zum Schutz der Alpen im Bayerischen Naturschutzgesetz oder die Unterzeichnung des Bergwald-Protokolls der Alpenkonvention haben bislang noch nicht zu konkreten Maßnahmen geführt.
Seit 30 Jahren sind die massiven Gefährdungen des Bergwaldes und die Notwendigkeit einer umfassenden Sanierung bekannt. Konsequente, vor allem aber umfassende Schutzmaßnahmen sind von der bayerischen Staatsregierung noch nicht durchgeführt worden. Der Zustand des Schutzwaldes wird lediglich auf geduldigen Papieren funktionsfähig „definiert“.

Die Forderungen der CIPRA Deutschland e.V. zur Verbesserung des Zustandes des Schutzwaldes in den bayerischen Alpen lauten: 

  • Transparenz der Daten
    Im Bezug auf den Zustand des Schutzwaldes im bayerischen Alpenraum ist eine wesentlich transparentere Handhabung der bisher internen Walderhebungs-Unterlagen zu fordern. Sämtliche Erhebungen der bayerischen Staatsforstverwaltung und der bayerischen Wasserwirtschaftsämter zum Zustand des Schutzwaldes und des Bergwaldes allgemein müssen öffentlich zugänglich und vor Ort auch von unabhängiger Seite nachvollziehbar gemacht werden .
  • Unterstützung der Jagd
    Ebenso müssen aufgrund der zentralen Rolle der Jagd beim Wiederaufbau funktionsfähiger Schutzwälder sämtliche Daten über den durchgeführten Abschuß in allen Jagdrevieren mit Schutzwald zusammen mit den örtlichen und überörtlichen Verantwortlichen öffentlich gemacht werden.
    Sämtliche jagdlichen Hemmnisse der Abschußerfüllung müssen abgebaut werden; dabei ist eine kurze und intensive Jagdzeit anzustreben (insbesondere im Spätherbst und Frühwinter sowie im Frühjahr in besonders gefährdeten Sanierungsgebieten).
    Darüberhinaus ist eine Frist von einem Jahr zur Durchführung des längst überfälligen Fütterungskonzepts in allen Jagdrevieren mit Schutzwald zu setzen.
    Es ist zu prüfen, wo außerhalb von Sanierungsgebieten geeignete Überwinterungsgebiete für Gamswild ausgewiesen werden können; diese Gebiete sind dann als Wildschutzgebiete auszuweisen, in denen auch die Jagd ruht.
    Verantwortlichkeiten für Jagd und für Schutzwaldsanierung sollten stets in einer Hand liegen. Wo dies nicht der Fall ist, muß es nachvollziehbar begründet werden.
  • Holzeinschlag
    Holzeinschlag in Schutzwäldern darf nur vorgenommen werden, wenn eine genaue Prüfung ergeben hat, daß der Zustand des Schutzwaldes durch die Entnahme alter Bäume nicht verschlechtert wird und ein befriedigender Jungwald ausreichend rasch aufwachsen kann.
    Wo ein Holzeinschlag zur Einleitung bzw. Entwicklung der Waldverjüngung durchgeführt werden soll, muß der zuständige Controlling-Beamte der Forstdirektion schriftlich bestätigen, daß das Aufwachsen einer funktionsfähigen und naturnahen Waldverjüngung in angemessener Zeit gesichert ist.
    Ebenso dürfen neue Forstwege zur Holznutzung im Schutzwald nur gebaut werden, wenn der zuständige Controlling-Beamte der Forstdirektion schriftlich bestätigt, daß durch die Baumaßnahme das Aufwachsen einer funktionsfähigen und naturnahen Waldverjüngung in angemessener Zeit gesichert ist.
    Rodungen im Schutzwald sind strikt zu untersagen.
    Die CIPRA vertritt nach wie vor die Auffassung, daß nicht bewirtschaftete Naturwaldreservate gleichermaßen die gewünschten Schutzfunktionen erfüllen, so wie dies unsere Naturwälder seit viele Jahrhunderten bewiesen haben.
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